Kategorie: Rezension

  • Rezension: Brown Girls

    Rezension: Brown Girls

    Infos:

    • Autorin: Daphne Palasi Andreades
    • Luchterhand Verlag
    • Hardcover, mit Schutzumschlag, 240 Seiten
    • Erschienen am:12.06.2024
    • Originaltitel:Brown Girls
    • Übersetzung: Aus dem Amerikanischen von Cornelius Reiber
    • ISBN:978-3-630-87677-1
    • Deutsche Erstausgabe
    • Originalverlag: Random House, New York

    Klappentext:

    »Als würde sie über jedes Brown Girl sprechen, das im letzten Jahrhundert gelebt hat… Furchtlos!« The New York Times

    »Wenn ihr es genau wissen wollt, hat unsere Haut die Farbe von 7-Eleven-Root-Beer. Die Farbe vom Sand am Rockaway Beach, von dem wir Blasen an den Fußsohlen bekommen. Die Farbe der Kajalstifte, mit denen unsere Schwestern ihre Augen umranden. Die Farbe von Erdnussbutter.«

    Queens, New York. Hier kämpft eine Gruppe von Mädchen darum, die Migrationsgeschichten ihrer Familie mit der amerikanischen Kultur in Einklang zu bringen. Rastlos durchstreifen sie die Stadt, die niemals schläft, singen aus voller Kehle Mariah Carey, sehnen sich nach Jungs, die unerreichbar sind, und brechen den erreichbaren die Herzen. Eins ist für sie klar: Sie wollen für immer Freundinnen bleiben. Doch das Älterwerden macht auch vor ihnen keinen Halt und all die neuen Wünsche und Träume stellen die Freundschaft vor ungeahnte Herausforderungen.

    In entwaffnend lyrischer Sprache zeichnet »Brown Girls« ein kollektives Porträt vom Erwachsenwerden und weiblicher Freundschaft vor dem Hintergrund von Rassismus, Klassenzugehörigkeit und Ausgrenzung im gegenwärtigen Amerika.

    Das Buch liegt auf einem lilafarbenen Kissen. Der Titel lautet Brown Girls. Auf dem Cover sind eine Häuserzeile ud einzelne Menschen zu sehen, im Hintergrund die Silhouette einer Großstadt.
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

    Brown Girls ist ein unfassbar starkes Debüt voller Poesie und Stimmgewalt.

    Die Autorin schreibt dabei aus der Sicht vieler Mädchen und Frauen der Gruppe von People of Colour, die in den letzten Jahrzehnten in Queens, New York aufgewachsen sind. Töchter von Immigrant*innen mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten und Erfahrungen, die sich dennoch vielfach sehr ähnlich und dennoch vielfältig und verschieden sind.

    Die Erzählung folgt diesen Leben chronologisch und erzählt von der Kindheit im „miesen Teil von Queens“, den unterschiedlichen Lebenswegen mit Highschool, College, Ausbildung, Arbeit und Privatleben. Dem Weggang einiger, dem Bleiben anderer, von Familiengründung oder auch nicht. Dabei nimmt die Autorin Rücksicht auf die Diversität der brown girls. Sie erzählt dabei nicht aus einer Ich-Perspektive, sondern erzählt immer mehrstimmig aus der Wir-Sicht.

    Das Buch ist kurzweilig und bildhaft geschrieben. Es vereint die Wut auf Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung und die Liebe zu ihren Müttern, Vätern, Brüdern, Schwestern und Freund*innen. Es ist ein eindrücklicher Blick in eine patriarchale Gesellschaft, in der sich Mädchen und Frauen immer noch ihren Platz erkämpfen müssen und auch mit ihren eigenen Zweifeln und Herausforderungen kämpfen.

    Die Erzählung ist vielfach fragmentarisch und temporeich und geht nicht sehr tief in die einzelnen Themen. Vieles wird nur kurz angerissen und erwähnt, aber wirft dennoch einen ausreichend umfassenden Blick auf die moderne Geschichte Amerikas.

    Das Buch gibt allen eine Stimme, die nicht Teil der weißen heteronormativen „Mehrheits“-Gesellschaft sind.

    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und halte es für eine wunderbare Ergänzung zu all den bisher erschienenen Bücher von PoC-Autor*innen. Es ist so komplex wie die Persönlichkeiten, von denen es erzählt.

    Zitat:

    Wir sehen die Gesichter unserer Verwandten vor uns[..], deren Gesichtszüge wir in unseren eigenen Gesichtern erkennen.

    [..] Ein Gefühl nicht unähnlich einem Déja-vu. Dass wir irgendwie schon mal hier waren. Aber wie soll das möglich sein? [..]

    Wir gehen immer Weg. Wir haben es im Blut wegzugehen.

    Aber vielleicht haben wir es auch im Blut zurückzukehren. Warum haben wir je geglaubt, dass Heimat nur ein einziger Ort sein kann? Wo doch das Leben in diesen Körpern bedeutet, dass wir viele Welten in uns tragen.

    Es gibt in diesem Buch viele Sätze, die auch mich direkt ansprechen, obwohl ich viele Erfahrungen als weiße Frau gar nicht machen kann. Aber ich glaube fest, dass wir alle miteinander verbunden sind und es keine künstlich geschaffenen Grenzen geben sollte.

    Das Buch mit Klappentext.

    Fazit:

    Unbedingte Leseempfehlung! Ich freue mich schon darauf, irgendwann mehr von der Autorin zu lesen.

    Weitere Lektüre:

  • Rezension: Morden ohne Sorgen – Band 2

    Rezension: Morden ohne Sorgen – Band 2

    Der tote Gärtner im Marmorsaal

    Die Fortsetzung von Morden ohne Sorgen – Die schöne Tote von Sanssouci.

    Infos:

    • Autor: Andreas K. Buchholz
    • Ein Potsdam-Provinz-Krimi | Cosy Crime
    • Band 2 der Reihe „Ein Fall für Frederik Loebell“
    • Download-Größe: 3 MB
    • eBook (epub)
    • Krimi
    • 227 Seiten
    • ISBN: 978-3-7517-5659-4
    • Ersterscheinung: 01.07.2024

    Klappentext:

    Das hatte sich Frederik Loebell aber mal ganz anders vorgestellt! Erst muss er notgedrungen wieder ins »Hotel Mama« einziehen – und dann wird er auch noch von seiner Jugendliebe Fleur zu einer nächtlichen Führung durch das Neue Palais genötigt. Und als wären die unheimliche Dunkelheit und die seltsamen Geräusche nicht schon schlimm genug, liegt prompt auch noch eine blutüberströmte Leiche im Marmorsaal!

    Während Fleur sich nur um den wertvollen Marmorboden zu sorgen scheint, stecken Frederik, Lisi und Tuan mitten in ihrem zweiten Mordfall. Wer war der Tote? Was hatte er nachts im Schloss zu suchen? Und warum glaubt Kommissarin Edda, den Fall so schnell gelöst zu haben? Frederik lässt nicht locker und stößt bei seiner turbulenten Spurensuche auf so manches alte Geheimnis … Aber will er sie wirklich alle lüften?

    Spannend und mit viel Wortwitz: »Der tote Gärtner im Marmorsaal« ist der zweite Fall für Frederik Loebell aus der humorvollen Provinz-Krimi-Reihe »Morden ohne Sorgen«.

    Im schönen Potsdam, zwischen Schlössern und Parks, stolpert Frederik mit seinem Zwergdackel Wilhelm über die eine oder andere Leiche. Zum Glück stehen ihm mit der lebensfrohen Reporterin Lisi und dem cleveren Redaktionspraktikant Tuan bei seinen Ermittlungen stets zwei tapfere Helfer zur Seite.

    eBooks von beTHRILLED – mörderisch gute Unterhaltung!

    Das Cover des Buches ist zu sehen. Der Titel steht über dem Dackel, der zerrissenes Papier im Maul hält und in einem Saal mit Marmorboden sitzt.
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Nachdem ich ja schon Band 1 rezensiert habe, nachdem ich es vor erscheinen lesen durfte, fragte mich der Autor, ob ich Band 2 auch als E-Book lesen und rezensieren mag. Natürlich mochte ich. Mir hatte Band 1 ja schon gefallen.

    Die Rezension könnt Ihr unter diesem Link nachlesen.

    Ich sagte also zu und hatte schon bald darauf den Link zum Download des Lese-Exemplars. Da mein Geburtstag noch nicht lange zurück lag und ich mir mit Geschenkgutscheinen einen Tolino bestellen wollte, sollte es auch das erste E-Book sein, dass ich mit dem Reader lesen wollte.

    Es ist ein kleines handliches Gerät, auf dessen Bildschirm das Cover des Buches zu sehen ist. Der Titel steht über dem Dackel, der zerrissenes Papier im Maul hält.
    Das Cover in der Anzeige des Tolino

    Erste Erfahrungen mit dem Reader

    Erfreulicherweise war es kein Problem, das E-Book im richtigen Format herunter zu laden und auf den Tolino zu kopieren. Da ich das Gerät ja noch nicht weiter kannte, musste ich mich erstmal an die Handhabung gewöhnen. Auch die Einstellungen wie die Anpassung der Schriftgröße fand ich schnell und dem Lesespaß stand nichts mehr im Weg.

    Ich will mir mit dem Reader hauptsächlich Bücher über die Onleihe der Bibliothek ausleihen. Aber dieses Thema behandle ich ein anderes Mal.

    Lese-Vergnügen ohne Sorgen

    Und es war wirklich wieder ein Vergnügen. In Band 1 wurden die Protagonisten ja zunächst eingeführt und vorgestellt. In Band 2, der durchaus auch ohne Vorkenntnis gelesen werden kann, kommen einige liebenswerte Schrullen und eigenwillige Eigenschaften zum Vorschein, die den Personen mehr Charakter verleihen. Dadurch empfinde ich noch mehr Nähe zu den Protagonisten.

    Diese wurden weiter ausgearbeitet. Jeder hat seine ganz eigenen Hintergrundgeschichten und füllen den Handlungsrahmen mit Leben.

    Auch kommt der Humor diesmal wieder nicht zu kurz, was jedoch der Spannung nicht schadet. Der Kriminalfall war für mich rätselhaft und unvorhersehbar und ich wusste lange nicht, wer wirklich hinter der Sache mit der Leiche stecken könnte. Gegen Ende gab es noch einen Plot Twist, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Man kann dem Autor wirklich nicht in die Karten gucken. Wenn man denkt, man hätte den Mord und die Hintergründe durchschaut, kommt noch eine kleine Überraschung daher.

    Wer das Buch aufmerksam liest, wird einige Hinweise finden, die zur Lösung des Falles beitragen. Jedoch fand ich diese bis zuletzt sehr gut eingearbeitet. Und nur der geübte Krimilesende weiß, worauf man achten sollte.

    So fesselte mich das Buch von Anfang bis Ende und ich fühlte mich sehr gut unterhalten, so dass ich mich schon auf die Fortsetzung freue, die im November erscheint.

    Wer das schicke Cover aufmerksam betrachtet, findet sicher den einen oder anderen Hinweis, der im Buch noch wichtig wird.

    Fazit:

    Morden ohne Sorgen ist kein blutiger Thriller, aber auch keine langweilige Krimiserie, die man ohne großes Interesse nebenbei laufen lässt.

    Die Geschichte ist chronologisch, leicht lesbar und mit Humor und Spannung geschrieben. Teilweise kann man die Handlung turbulent finden, aber das schadet dem Buch meiner Meinung nach überhaupt nicht.

    Es macht Spaß, bei den Ermittlungen mitzurätseln und auch der Einblick in den Journalisten-Alltag langweilt die Lesenden nicht.

    Und ich habe gelernt, dass Marmorböden kein Blut mögen und das nie wieder raus geht. Wenn ich mal nach Potsdam komme, dann werde ich mir die Fußböden dort ganz genau ansehen.

    Dackel Wilhelm ist dazu die „Kirsche auf der Sahnetorte“ und immer zu Schandtaten bereit. Oft ist er der Grund, warum die Mordfälle überhaupt gelöst werden, weil er seine Nase noch in die vermeintlich unwichtigsten Winkel steckt.

    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

    PS: Jetzt will ich auch einen Dackel haben! 😉

  • Rezension: Die Telefonistinnen

    Rezension: Die Telefonistinnen

    Infos:

    • Untertitel: Stunden des Glücks
    • Autorin: Nadine Schojer
    • Verlag: Lübbe
    • Paperback
    • Kategorie: Feel-Good-Romane
    • 318 Seiten
    • ISBN: 978-3-7577-0033-1
    • Ersterscheinung: 26.04.2024
    Das Buch liegt auf einem gehäkelten und eiinem gestrickten Tuch, beide sind rosa, passend zur Schrift auf dem Cover, das mit türkisem Hintergrund in Pastelltönen gehalten ist. Es sind 4 Frauen in typischer 40er - 50er Jahre Mode zu sehen.
Thema: Telefonistinnen Nachkriegszeit Wiederaufbau
    Link zum Buch

    Klappentext:

    Roman. Zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Petticoat und Emanzipation. Vier Frauen in der Nachkriegszeit.
    Band 1 der Reihe „Die Telefonistinnen-Saga“

    Vier Frauen zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Petticoats und Emanzipation

    Köln, 1948. Der Wiederaufbau ist in vollem Gange. Es sind vor allem die Frauen, die für sich und ihre Familien in der zerstörten Stadt ein neues Leben aufbauen. Als Telefonistinnen sorgen Gisela, Hannelore und Julia in einer großen Versicherung für die richtigen Verbindungen zwischen innen und außen. Jede hat ihre eigene Geschichte, für jede von ihnen ist die Arbeit lebenswichtig, jede hat Geheimnisse. Auch Charlotte, die neue Kollegin, die auftritt, als gehörte ihr das Unternehmen. Während die junge Republik entsteht und in den Bars wieder getanzt wird, gehen die Frauen gemeinsam Schritt für Schritt voran in eine neue Welt, die von Umbrüchen, Sehnsüchten und Träumen geprägt ist …

    Ein bewegender Roman um Verlust und Neuanfang, um Freundschaften und neue Liebe

    Die Rückseite des Buches ist türkis mit rosa und schwarzer Schrift.
Thema: Telefonistinnen Nachkriegszeit Wiederaufbau

    Meine Meinung:

    Am heutigen Freitag erscheint das Buch Die Telefonistinnen – Stunden des Glücks, das ich freundlicherweise vorab vom Verlag als Rezensionsexemplar erhalten habe. Das Cover und der Klappentext haben mich neugierig gemacht, so dass ich es auf der Seite der Bloggerjury angefragt habe. Meine Meinung beeinflusst dies nicht.

    Das Buch handelt von mehreren Frauen, die ihre unterschiedlichen Sorgen und Alltagsprobleme teilweise gemeinsam bewältigen.

    Jede der Frauen hat ihre eigenen Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Sie haben unterschiedliche Charaktere und Lebensgeschichten, was auch untereinander teilweise zu Konflikten führt. Dies hat die Geschichte abgerundet und macht sie glaubwürdig. Die Autorin baut durch die unmittelbare personale Erzählung eine emotionale Nähe zu den Protagonistinnen auf.

    Durch die wechselnden Erzählperspektiven baut sich eine gewisse Spannung auf, die mich fesseln konnte. Die Protagonistinnen sind mir ans Herz gewachsen und ich bin ihnen gerne durch das Köln der Nachkriegszeit gefolgt.

    Dabei schafft es die Autorin durch die bildhafte und detailreiche Sprache, diese Zeit lebendig werden zu lassen. Auch die damaligen Ansichten zu Anstand und Moral sind realistisch in die Handlung eingebunden. Besonders anfangs wird dies am Beispiel der verschiedenen Hierarchien in der Versicherung nahegebracht. Allerdings tritt das im Verlaufe der Geschichte zugunsten der Handlung etwas in den Hintergrund.

    Ich möchte auf jeden Fall die Fortsetzung lesen, um zu erfahren, wie es weiter geht, da das Buch mit einem kleinen Cliffhanger endet. Die Erlebnisse der Frauen werden nicht zu Ende erzählt, so dass es kein klassisches Happy End gibt. Dieses hoffe ich in der Fortsetzung zu erleben.

    Vorschau:

    Band 2 wird am 30. August 2024 erscheinen. Band 3 erscheint pünktlich zu Weihnachten am 23. Dezember 2024.

    Weitere Bücher mit historischem Setting:

  • Rezension: Beklaute Frauen

    Rezension: Beklaute Frauen

    Rezension zum Buch Beklaute Frauen von Leonie Schöler

    Infos:

    • Untertitel: Denkerinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Die unsichtbaren Heldinnen der Geschichte
    • Autorin: Leonie Schöler
    • Verlag: Penguin
    • Hardcover
    • 416 Seiten
    • schwarz-weiß Abbildungen
    • 28. Februar 2024 erschienen

    Klappentext:

    Wie Frauen Geschichte schrieben – und Männer dafür den Ruhm bekamen

    Muse, Sekretärin, Ehefrau – es gibt viele Bezeichnungen für Frauen, deren Einfluss aus der Geschichte radiert wurde. Für deren Leistungen Männer die Auszeichnungen und den Beifall bekamen: Wissenschaftlerinnen, deren Errungenschaften, im Gegensatz zu denen ihrer männlichen Kollegen, nicht anerkannt wurden. Autorinnen, die sich hinter männlichen Pseudonymen versteckten. Oder Künstlerinnen, die im Schatten ihrer Ehemänner in Vergessenheit geraten sind. Lebendig und unterhaltsam erzählt die Historikerin Leonie Schöler ihre Geschichten, sie zeigt, wer die Frauen sind, die unsere Gesellschaft bis heute wirklich vorangebracht haben. Und sie verdeutlicht, wie wichtig die Diskussion um Teilhabe und Sichtbarkeit ist. Dabei wird klar: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht ein System, das ihn bestärkt; vor allen anderen steht ein System, das sie aufhält.

    Mit zahlreichen Abbildungen und Infokästen


    »Ein ausgesprochen interessantes Buch, bei dessen Lektüre man sich fragen kann, warum die eine oder andere Fehlentscheidung der Vergangenheit nicht längst gerade gerückt wurde.«

    NDR Kultur (08. März 2024)
    Das Buch (auf dem Cover ein gezeichneter Frauenkopf) steht auf einer niedrigen Mauer. Hinter der Mauer wachsen Osterglocken mit gelben Blüten. Neben dem Buch auf der Mauer liegen einige weiße Federn.
Beklaute Frauen Rezension
    Link zum Buch
    Das Buch (man sieht den Klappentext in weißer Schrift auf hellrotem Grund) steht auf einer niedrigen Mauer. Hinter der Mauer wachsen Osterglocken mit gelben Blüten. Neben dem Buch auf der Mauer liegen einige weiße Federn.
Beklaute Frauen Rezension

    Meine Meinung:

    Ich habe das Buch über das Bloggerportal erhalten, worüber ich mich sehr gefreut habe. Selbstverständlich hat dies meine Meinung nicht beeinflusst.

    Für mich gehört dieses Buch auf jeden Lehrplan. Man lernt doch in der Schule immer noch hauptsächlich von den „großen Männern“ der Geschichte. Seien es Erfinder, Entdecker, Forscher oder Abenteurer.

    Mujeres Libres

    Ich hatte bis zu diesem Buch beispielsweise nicht von den Mujeres Libres gehört, die sich dem Widerstand gegen die Putschisten unter General Franco anschlossen und genau so mutig gegen den Faschismus kämpften wie die männlichen Anarchisten. Es waren Feministinnen aus Barcelona und Madrid, die sich zusammen schlossen, um gegen die Faschisten und das Patriarchat zu kämpfen. Sie wollten, dass Frauen alle Wege zu Bildung und Gleichberechtigung offen standen.

    Als Franco an die Macht kam, wurden diese tapferen Republikanerinnen verfolgt, eingesperrt und gefoltert. Und ihre Teilnahme am Bürgerkrieg wurde aus den Geschichtsbüchern gestrichen. Erst nach dem Ende der Franco-Diktatur konnten überlebende Frauen darüber sprechen.

    Allgemeiner Aufbau

    Aber in dem Buch geht es nicht nur um Kriegerinnen und Soldatinnen. Vielmehr zeigt die Autorin in den sechs Kapiteln, der Einleitung und dem Schlusswort auf, dass nicht nur Frauen bis heute vielfach bewusst um Anerkennung von Leistungen, Teilhabe und Gleichberechtigung gebracht werden. Es geht hier vordergründig um Frauen, aber auch um Personen der LGBTQIA+-Community, BIPOC, Menschen mit Behinderung. Also alle, die nicht dem Standard des weißen, hetero-CIS-Mannes entsprechen.

    Die Autorin schlägt in den 6 Kapiteln einen Bogen vom 18. Jahrhundert mit der französischen Revolution, über die Sufragetten-Bewegung des 19. Jahrhunderts bis in die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts und bis in die heutige Zeit. Sie belegt exemplarisch an einzelnen Frauen-Schicksalen die systematische Aberkennung von Leistungen und Errungenschaften.

    Am Ende des Buches finden sich ein Namens- und Quellenverzeichnis sowie einige Literaturempfehlungen.

    Beim Lesen war ich teilweise wütend und auch beeindruckt, mit welchen Hürden sich viele Frauen herumschlagen mussten, um ihre Lebensträume zu verwirklichen. Oft gelang / gelingt dies nicht, da die Gesellschaft, vor allem die patriarchalen Strukturen es nicht zuließen und auch heute vielfach nicht zulassen.

    Dabei haben Frauen oft einen entscheidenden Anteil an der menschlichen Entwicklung, der jedoch entweder in Vergessenheit geriet oder sogar bewusst Männern zugeschrieben wurde.

    Ich könnte so viel über das Buch schreiben

    Beispiel: Bertolt Brecht wird als alleiniger Autor der bekanntesten Werke der Geschichte, wie die Dreigroschenoper genannt. Jedoch arbeiteten mit ihm mehrere Frauen an den Stücken, deren sicher erheblicher Anteil an den Texten heute kaum noch nachvollziehbar ist, da es keinen Nachweis darüber gibt, wieviel die Frauen im Einzelnen direkt beigetragen haben. So werden sie nicht mal als Co-Autorinnen genannt, obwohl sie belegbar an der Entstehung beteiligt waren.

    Auch die erste Ehefrau von Albert Einstein hat zunächst mit ihrem Mann zusammen geforscht, aber den Ruhm hat er ganz für sich allein beansprucht.

    Besonders erwähnenswert finde ich noch die Vergebung von Nobelpreisen, bei denen in der Regel bisher weiße Männer Preise erhalten. Dabei steht im Testament von Schöpfer und Stifter Alfred Nobelpreis nicht, dass der Preis ausschließlich an Männer verliehen werden darf. Doch wie es so oft in unserer Gesellschaft ist: Diejenigen mit den notwendigen Verbindungen und Kontakten ernten den Ruhm.

    Und posthum wird der Preis nicht vergeben, also gehen alle bisher verstorbenen Frauen, denen nachweislich eine große Entdeckung gelang, weiterhin leer aus.

    Selbst Datendiebstahl ist Teil der systematischen Benachteiligung. Dies wird besonders im Fall von Rosalind Franklin offenbart, die als erste den Aufbau der DNA-Doppelhelix nachweisen konnte, aber nie dafür ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung erhielten männliche Konkurrenten, die einfach ihre Ergebnisse stahlen. Erst nach ihrem frühen Krebstod wurde das bekannt, so dass ihr nie die Ehre für diese und andere Forschungen zuteil werden konnte.

    Fazit:

    Beim Lesen wird klar, wie sehr wir alle Teil des patriarchalen Systems sind. Die Lektüre hat meinen Horizont erweitert und hat mich viel Neues gelehrt. Dabei schafft es die Autorin, die Sprache verständlich zu halten. Sie schreibt bildhaft und leicht lesbar.

    Ich kann Beklaute Frauen sehr empfehlen.

    Mal nachdenken:

    Könnt Ihr 10 Wissenschaftlerinnen oder 10 Künstlerinnen aufzählen?

    Weitere Rezensionen zu Sachbüchern:
  • Rezension: Loreley – Die Frau am Fluss

    Rezension: Loreley – Die Frau am Fluss

    Infos:

    • Autorin: Susanne Popp
    • S. Fischer Verlage
    • Taschenbuch
    • 464 Seiten
    • ISBN: 978-3-596-70913-7
    • Am 27.03.2024 erschienen

    Klappentext:

    Bestsellerautorin Susanne Popp (»Die Teehändlerin«) führt an die Ufer des Rheins und den sagenumwobenen Felsen in die Zeit der Romantik

    Bacharach 1817. Die mittellose Waise Julie arbeitet als Magd im Gasthaus ihres Vormunds. Ein geheimnisvoller Zauber geht von ihr aus, und ihre außergewöhnliche Schönheit sorgt immer wieder für Eifersucht und Streit. Der Pfarrer fordert gar, dass sie den Ort verlässt.

    Auch Johann hat Eltern und Geschwister verloren. Er kehrt seinem Heimatdorf den Rücken, um in Karlsruhe bei der Rheinbegradigung sein Auskommen zu finden. Nach einem entsetzlichen Ereignis verlässt er die Großbaustelle und wird Schiffer auf dem breiten Fluss.

    Julie und Johann lernen sich kennen. Sie ahnen nicht, welche Schatten die Vergangenheit auf sie werfen wird. Am sagenumwobenen Loreley-Felsen nimmt das Schicksal seinen Lauf.

    Ein mächtiger Fluss, eine märchenhafte Landschaft und eine berührende Liebe – Bestsellerautorin Susanne Popp macht die Romantik lebendig.

    Das Cover des Buches: Eine Frau mit einem langen geflochtenen Zopf steht erhöht mit Blick auf den Rhein, im Hintergrund ist eine Burg zu sehen. Der Titel Loreley steht mit großen rosafarbenen Zeichen um die Frau angeordnet. Im O steht der Name der Autorin und der Untertitel Die Frau am Fluss.
Das Buch ist im Vordergrund zu sehen, im Hintergrund ist eine Landschaft mit Büschen, Bäumen und einem Bach.
Lovelybooks Leserunde Loreley
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Ich habe mal wieder bei einer Leserunde auf Lovelybooks teilgenommen. Hierzu wurde mir das Taschenbuch zur Verfügung gestellt. Meine Meinung beeinflusst dies nicht.

    Mir hat der Austausch in der Leserunde gefallen, auch wenn ich mich immer zwingen musste, nach jedem Abschnitt das Lesen zu unterbrechen, um mich zunächst im jeweiligen Kommentarbereich zu beteiligen. Aber so bekam ich auch weitere Sichtweisen auf das Buch.

    Die Hauptgeschichte handelt von Juliane, die von allen nur Julie genannt wird und allen wegen ihrer Schönheit auffällt und nach dem Verlust ihrer Eltern als Mündel eines Gastwirts in einem Gasthaus lebt. Ein weiterer Handlungsstrang handelt von Johann, der keine Familie mehr hat und seinen Heimatort verlässt, um bei der Rheinbegradigung Arbeit zu finden. Dann gibt es noch weitere Protagonisten, die allerdings eher als Nebenfiguren agieren.

    Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück.

    Einerseits hat es einen gewissen Sog entwickelt, so dass ich stets wissen wollte, was als nächstes passiert.

    Andererseits lässt mich das Ende unbefriedigt zurück. Es bleiben so viele Fragen offen und einige Handlungsstränge würde ich in einem Einzelband so nicht enden lassen, aber da ich mittlerweile weiß, dass es im Herbst einen zweiten Band geben wird, der einige Jahre vor der Geburt der Hauptprotagonistin Juliane beginnt, erschließt sich mir in gewissem Sinne die Logik, warum die Autorin das Buch so enden lässt.

    Es gibt in diesem ersten Band einige Zeitsprünge um einige Jahre in die Zukunft, was dem Buch nicht schadet. Man muss nicht im Detail über die unglückliche Ehe von Julie lesen oder was Johann auf seinen Reisen erlebt. Die Zeitsprünge raffen die Handlung etwas und wichtige Details werden im weiteren Verlauf kurz beschrieben. Aber manches hätte man als Leser vielleicht doch gerne erfahren, so dass manchmal etwas an Tiefe und Nähe zu den Charakteren verloren geht. So ist aber auch viel Raum für eigene Interpretationen.

    Die Autorin hat die historischen Details gut recherchiert und versucht, vieles in die Handlung einzubauen, was den uninformierten Leser teilweise etwas verwirren könnte. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich zwar schon von Clemens Brentano und einigen Angehörigen gehört habe, aber mir fehlen Hintergrundinfos, um seine Handlungen im Buch voll zu erfassen und einordnen zu können.

    Die Lektüre fand ich dennoch kurzweilig und fühle mich gut unterhalten. Die Sprache ist bildhaft und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Auch habe ich jetzt Lust, mal eine längere Reise am Rhein hinauf zu unternehmen und mir einige historisch wichtige Orte anzusehen.

    Falls Ihr also gerne historische Romane lest, seid Ihr am Rhein gut aufgehoben.

    Weitere Rezensionen zu Büchern, die im 19. Jahrhundert spielen:

  • Rezension: Morden ohne Sorgen 1

    Rezension: Morden ohne Sorgen 1

    Infos:

    • Untertitel: Die schöne Tote von Sanssouci
    • Autor: Andreas K. Buchholz
    • Verlag: beTHRILLED
    • eBook, 211 Seiten
    • Ersterscheinung: 01.04.2024
    • ISBN: 9783751756587

    Klappentext:

    Zusammen mit Zwergdackel Wilhelm kehrt Frederik Loebell nach 20 Jahren in seine Heimatstadt Potsdam zurück. Seine Karriere als Journalist hat er gerade erst mit voller Wucht gegen die Wand gefahren, nun muss er mit Mitte 50 als kleiner Lokalreporter in der Provinz bei den Stadtnachrichten neu anfangen.

    Doch das ist leichter gesagt als getan: Denn wegen eines bevorstehenden Musikfestivals auf Schloss Sanssouci steht ganz Potsdam kopf. Und der Star dieses Festivals ist ausgerechnet Carlo – Loebells verhasster Schulkamerad. Auch dauert es nicht lange, da stolpert Loebell über mysteriöse Autounfälle, verwirrte Zeugen, dunkle Geheimnisse und eine schöne Tote!

    Versucht ein Mörder das Musikfestival zu sabotieren? Und wie hängen all diese Ereignisse miteinander zusammen? Loebell packt das Jagdfieber – wenn ihm nur sein Zwergdackel nicht immer wieder entwischen würde … Doch zum Glück stehen ihm mit Redaktionspraktikant Tuan und Radioreporterin Lisi zwei gewiefte Helfer zur Seite!

    »Die schöne Tote von Sanssouci« ist der erste Fall für Frederik Loebell aus der humorvollen Provinz-Krimi-Reihe »Morden ohne Sorgen«.

    eBooks von beTHRILLED – mörderisch gute Unterhaltung!

    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Ich durfte das Buch vorab über die Bloggerjury lesen. Ich danke dem Verlag für die Bereitstellung des eBooks.

    Und meinem Kollegen danke ich, dass ich das Foto von seinem Dackel Ole für meine Collage verwenden durfte.

    Nun aber zum Buch:

    Von Anfang an folgt man immer den Erlebnissen des Journalisten Frederik, der nach einem Skandal in seine Heimat Potsdam zurückkehrt und direkt von seinem neuen Vorgesetzten den ersten Auftrag erhält. Er soll den Stargeiger des bevorstehenden Festivals treffen, den er noch aus Schulzeiten kennt und früher schon nicht mochte.

    Begleitet wird er meistens von seinem Zwergdackel Wilhelm, der gerne mal wegläuft und für humorvolle Situationen sorgt.

    Frederik trifft auf seine neuen Kollegen, darunter eine trinkfreudige Radioreporterin und lernt die Vorsitzende des Fanclubs des Geigers Carlo kennen. Seine Mutter versucht ihn telefonisch zu erreichen, was er zu ignorieren versucht. Seine Tante macht ihn mit einer Gruppe wanderlustiger Rentner bekannt, die mit ihm frühmorgens über eine Leiche stolpern.

    Die Anzahl der Protagonisten ist nicht zu groß, so dass man beim Lesen nie den Überblick verliert. Auch bin ich erst kurz vor Schluss darauf gekommen, wer für die Morde verantwortlich ist, da so nach und nach die Motive aufgedeckt werden.

    Der Schreibstil ist bildhaft und stimmungsvoll. Das Buch ist eine kurzweilige Krimilektüre mit sympathischen Charakteren. Ich habe es sehr gerne gelesen und freue mich schon auf die Fortsetzungen. Band 2 wird im Juli erscheinen, Band 3 ist für November geplant.

    Mögt ihr Dackel? 🙂