Schlagwort: Historisch

  • Rezension: Loreley – Die Frau am Fluss

    Rezension: Loreley – Die Frau am Fluss

    Infos:

    • Autorin: Susanne Popp
    • S. Fischer Verlage
    • Taschenbuch
    • 464 Seiten
    • ISBN: 978-3-596-70913-7
    • Am 27.03.2024 erschienen

    Klappentext:

    Bestsellerautorin Susanne Popp (»Die Teehändlerin«) führt an die Ufer des Rheins und den sagenumwobenen Felsen in die Zeit der Romantik

    Bacharach 1817. Die mittellose Waise Julie arbeitet als Magd im Gasthaus ihres Vormunds. Ein geheimnisvoller Zauber geht von ihr aus, und ihre außergewöhnliche Schönheit sorgt immer wieder für Eifersucht und Streit. Der Pfarrer fordert gar, dass sie den Ort verlässt.

    Auch Johann hat Eltern und Geschwister verloren. Er kehrt seinem Heimatdorf den Rücken, um in Karlsruhe bei der Rheinbegradigung sein Auskommen zu finden. Nach einem entsetzlichen Ereignis verlässt er die Großbaustelle und wird Schiffer auf dem breiten Fluss.

    Julie und Johann lernen sich kennen. Sie ahnen nicht, welche Schatten die Vergangenheit auf sie werfen wird. Am sagenumwobenen Loreley-Felsen nimmt das Schicksal seinen Lauf.

    Ein mächtiger Fluss, eine märchenhafte Landschaft und eine berührende Liebe – Bestsellerautorin Susanne Popp macht die Romantik lebendig.

    Das Cover des Buches: Eine Frau mit einem langen geflochtenen Zopf steht erhöht mit Blick auf den Rhein, im Hintergrund ist eine Burg zu sehen. Der Titel Loreley steht mit großen rosafarbenen Zeichen um die Frau angeordnet. Im O steht der Name der Autorin und der Untertitel Die Frau am Fluss.
Das Buch ist im Vordergrund zu sehen, im Hintergrund ist eine Landschaft mit Büschen, Bäumen und einem Bach.
Lovelybooks Leserunde Loreley
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Ich habe mal wieder bei einer Leserunde auf Lovelybooks teilgenommen. Hierzu wurde mir das Taschenbuch zur Verfügung gestellt. Meine Meinung beeinflusst dies nicht.

    Mir hat der Austausch in der Leserunde gefallen, auch wenn ich mich immer zwingen musste, nach jedem Abschnitt das Lesen zu unterbrechen, um mich zunächst im jeweiligen Kommentarbereich zu beteiligen. Aber so bekam ich auch weitere Sichtweisen auf das Buch.

    Die Hauptgeschichte handelt von Juliane, die von allen nur Julie genannt wird und allen wegen ihrer Schönheit auffällt und nach dem Verlust ihrer Eltern als Mündel eines Gastwirts in einem Gasthaus lebt. Ein weiterer Handlungsstrang handelt von Johann, der keine Familie mehr hat und seinen Heimatort verlässt, um bei der Rheinbegradigung Arbeit zu finden. Dann gibt es noch weitere Protagonisten, die allerdings eher als Nebenfiguren agieren.

    Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück.

    Einerseits hat es einen gewissen Sog entwickelt, so dass ich stets wissen wollte, was als nächstes passiert.

    Andererseits lässt mich das Ende unbefriedigt zurück. Es bleiben so viele Fragen offen und einige Handlungsstränge würde ich in einem Einzelband so nicht enden lassen, aber da ich mittlerweile weiß, dass es im Herbst einen zweiten Band geben wird, der einige Jahre vor der Geburt der Hauptprotagonistin Juliane beginnt, erschließt sich mir in gewissem Sinne die Logik, warum die Autorin das Buch so enden lässt.

    Es gibt in diesem ersten Band einige Zeitsprünge um einige Jahre in die Zukunft, was dem Buch nicht schadet. Man muss nicht im Detail über die unglückliche Ehe von Julie lesen oder was Johann auf seinen Reisen erlebt. Die Zeitsprünge raffen die Handlung etwas und wichtige Details werden im weiteren Verlauf kurz beschrieben. Aber manches hätte man als Leser vielleicht doch gerne erfahren, so dass manchmal etwas an Tiefe und Nähe zu den Charakteren verloren geht. So ist aber auch viel Raum für eigene Interpretationen.

    Die Autorin hat die historischen Details gut recherchiert und versucht, vieles in die Handlung einzubauen, was den uninformierten Leser teilweise etwas verwirren könnte. Ich weiß jetzt auf jeden Fall, dass ich zwar schon von Clemens Brentano und einigen Angehörigen gehört habe, aber mir fehlen Hintergrundinfos, um seine Handlungen im Buch voll zu erfassen und einordnen zu können.

    Die Lektüre fand ich dennoch kurzweilig und fühle mich gut unterhalten. Die Sprache ist bildhaft und ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Auch habe ich jetzt Lust, mal eine längere Reise am Rhein hinauf zu unternehmen und mir einige historisch wichtige Orte anzusehen.

    Falls Ihr also gerne historische Romane lest, seid Ihr am Rhein gut aufgehoben.

    Weitere Rezensionen zu Büchern, die im 19. Jahrhundert spielen:

  • Rezension: Frauen und Töchter

    Rezension: Frauen und Töchter

    Infos:

    • Autorin: Elizabeth Gaskell
    • Übersetzerin: Andrea Ott
    • S. Fischer Verlag
    • Taschenbuch
    • 864 Seiten
    • Erschienen: 21. November 2013

    Klappentext:

    In England beliebt und kanonisiert, hierzulande noch ein Geheimtipp: die Autorin Elizabeth Gaskell

    Gesellschaftliche Erwartungen und Verpflichtungen, Klassenunterschiede und Standesdünkel: Elizabeth Gaskell beschreibt das englische Landleben mit einem ausgeprägten Sinn für die kleinen Dramen des Alltags. Das Lieben, Verloben und Heiraten im Bannkreis sozialer Normen nimmt sie mit feiner Ironie in den Blick und steht der großen Jane Austen dabei in nichts nach. So zeichnet sie mit ›Frauen und Töchter‹ ein lebendiges Sittenbild des 19. Jahrhunderts, das als ihr bestes Werk gilt.

    Mit einem ausführlichen Nachwort.

    Mit Daten zu Leben und Werk.

    Das Buch steht neben einer Blumen-Postkarte, davor liegt eine getrocknete Rose, daneben steht ein kleiner Alice im Wunderland Eierbecher, der wie eine Teetasse aussieht. In der Untertasse liegt ein kleiner silberner Löffel. Rechts davon steht die DVD der Miniserie Wives and Daughters am Bildrand.
Frauen Töchter Roman
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    Meine Meinung:

    Ich habe dieses Buch schon ein paar Jahre im Regal stehen, aber konnte mich bisher nicht dazu aufraffen, die über 800 Seiten in Angriff zu nehmen. Ich hatte mal nach Verfilmungen von Jane Austen Romanen gesucht und bin dabei auf die Miniserie Wives and Daughters und die Verfilmung des Romans North and South gestoßen. So kam es, dass ich mir auch das Buch Frauen und Töchter kaufte, da mein Interesse geweckt war.

    Jetzt hatte ich einfach Lust, mal wieder einen Klassiker zu lesen und griff zu Frauen und Töchter, das im Original Wives and Daughters heißt, was also eher mit Ehefrauen und Töchter übersetzt werden müsste. Denn um diese geht es in diesem Buch hauptsächlich.

    Hintergrund:

    Über dieses Buch sollte man wissen, dass die Autorin 1865 starb, bevor sie den Roman beenden konnte. Die Geschichte wurde als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift veröffentlicht und der Herausgeber des Cornhill Magazine schrieb damals selbst ein Ende für den Roman und veröffentlichte es in der Zeitschrift, was aber später ohne dieses letzte Kapitel in Buchform publiziert wurde.

    Ich könnte weinen, weil Mrs. Gaskell gestorben ist, bevor sie das Buch zu Ende schreiben konnte! Die Geschichte ist zwar zuletzt so weit voran geschritten, dass man sich vorstellen kann, wie es ausgehen könnte, aber wie gerne hätte ich den Schluss dieses großartigen Romans aus der Feder der Autorin gelesen! Zu schade, dass sie ihn nicht mehr beenden konnte! Ich werde also ganz bald die Miniserie schauen, da dort ein passendes Ende geschaffen wurde. Die Autorin hatte wohl noch zwei weitere Kapitel geplant und den Inhalt bereits skizziert.

    Mehr zum Inhalt:

    Dieses Buch ist voller Witz, Ironie und Charme und steht den Büchern der anderen Autorinnen aus dem 19. Jahrhundert in nichts nach.

    Elizabeth Gaskell hat die Handlung im frühen 19. Jahrhundert angesiedelt, eine Zeit, die sie selbst als Kind und junge Frau erlebt hat. Dies schimmert immer wieder durch, da sie als auktoriale Erzählerin ab und zu gesellschaftliche und technische Entwicklungen erwähnt, die während der Handlung des Romans noch im Entstehen oder noch nicht vollzogen waren.

    Die Hauptfigur in diesem Roman ist Molly Gibson, deren Mutter früh gestorben ist. Ihr Vater heiratet wieder, wodurch nicht nur eine Stiefmutter, sondern auch eine etwa gleichaltrige Stiefschwester in die Familie kommen. Hinzu kommt eine Adelsfamilie, ein Gutsbesitzer mit seinen Söhnen und verschiedene Dorfbewohner und Verwandte aus London. Meisterhaft beschreibt die Autorin die Beziehungen der Personen untereinander in den verschiedensten Paarungen. So hat sie gegensätzliche Charaktere einander gegenüber gestellt, die sich teilweise ergänzen und teilweise in Konflikte miteinander geraten. Mitunter gerät Molly in ihrem Heimatdorf in die Kritik der Bewohner, da sie sich vermeintlich nicht standesgemäß bzw. schicklich verhält. Bis zur Auflösung des Skandals muss die Protagonistin einiges erdulden.

    Elizabeth Gaskell schafft eine bildhafte Atmosphäre, so dass man sich die beschriebenen Orte und Personen wunderbar vorstellen kann und sich mitten im Geschehen wähnt. So kommt das Ende des Romans, wiewohl ein Happy End bereits absehbar ist, dann doch ziemlich abrupt und reißt die geneigte Leserschaft kurzerhand aus dem wohligen Zugehörigkeitsgefühl, das sich während der Lektüre aufbaut. Vor allem, da sich die Handlung bereits auf das erwartbare Ende zuspitzt und zum Höhepunkt entwickelt.

    Ich hoffe, das Ende der Verfilmung kann mein wundes Herz ein wenig heilen.

    Das Nachwort ergänzt um einige erklärende Details zum Roman und verbindet diesen mit verschiedenen Lebensstationen der Autorin, die zusätzlich in einem Lebenslauf angehängt sind.

    Fazit:

    Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die gerne in die Welt von Jane Austen und die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts abtauchen. Wer sich nicht scheut, etwas altmodische Sprache und die Ansichten und Gesellschaftsformen dieser Zeit und mehr als 500 Seiten zu lesen, kann unbesorgt zu diesem über 800 Seiten starken Werk greifen. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung!

    Das Buch steht (mit dem Klappentext nach vorne) neben einer Blumen-Postkarte, davor liegt eine getrocknete Rose, daneben steht ein kleiner Alice im Wunderland Eierbecher. Es ist ein Teil der DVD am Bildrand zu sehen.

    Weitere Rezensionen zu Büchern aus dem oder über das 19. Jahrhundert:

  • Rezension: Harlem Shuffle

    Rezension: Harlem Shuffle

    Infos:

    • Autor: Colson Whitehead
    • Verlag: btb
    • Originialverlag: Hanser
    • Aus dem Amerikanischen von: Nikolaus Stingl
    • Taschenbuch, Broschur, 384 Seiten
    • ISBN: 978-3-442-77201-8
    • Erschienen am 11. Mai 2023

    Klappentext:

    Im schillernden Harlem der sechziger Jahre, wo Gangster und Zuhälter, Hochstapler und Schießwütige die Strippen ziehen, versucht ein Mann aus einfachen Verhältnissen so ehrlich wie möglich aufzusteigen. Doch nach kleineren Gaunereien steht er plötzlich mit Raubgut aus einem Luxushotel alleine da. Polizei und Gangster tauchen in seinem Einrichtungsladen auf und nach und nach zieht sich die Schlinge um seinen Kopf immer fester.
    Der mitreißende Roman des zweifachen Pulitzer-Preisträgers Colson Whitehead ist Familiensaga, Soziographie und Ganovenstück, vor allem aber eine Liebeserklärung an New Yorks berühmtestes Viertel.

    • »Hat alles, was einen guten Roman ausmacht … ihr Tempo aber hat sich die Geschichte vom Kino geborgt.«
    • »Intimer, burlesker, schneller, böser, auch humorvoller als die Vorgängerromane und belegt einmal mehr, dass dieser Autor aus jedem Werk etwas neues machen will.«
    • »Harlem Shuffle ist weit mehr als ein Kriminalroman – es ist ein Buch über Amerika im Umbruch.«
    • »Großes Kino … Der vielleicht größte Trumpf von Harlem Shuffle ist Whiteheads Fähigkeit, Atmosphäre zu erzeugen.«
    • »Whitehead porträtiert in seinem wundervollen neuen Roman das Harlem der sechziger Jahre. … gleichermaßen unterhaltsam wie Gesellschaftsstudie und Zeitporträt. «
    • »Grandios unterhaltsam und humorvoll … Harlem Shuffle ist leicht und geht doch tief unter die Haut.«
    • »Ein großer Spaß! Colson Whitehead spielt mit dem Krimi-Genre so lässig wie ein Jazzvirtuose mit einem Broadway-Schlager … ein zeitloses Sittengemälde Amerikas.«
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Von Colson Whitehead habe ich bereits Underground Railroad gelesen. Da mir das Buch gefallen hat, habe ich mich sehr gefreut, als mir der Verlag Harlem Shuffle als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine Rezension zu Underground Railroad findet Ihr hier.

    Nun aber zu meiner Meinung zu Harlem Shuffle.

    Underground Railroad erzählt die Geschichte des gleichnamigen Fluchtnetzwerkes, das die Sklaven in den Vereinigten Staaten aufgebaut hatten, spielt aber mit fantastischen Einflüssen.

    Bei Harlem Shuffle spielt der Autor gekonnt mit dem Image des Harlems der 1960er Jahre. Dabei verwendet er eine direkte und fesselnde Sprache, die ein atmosphärisches Sittengemälde der damaligen Zeit bildet.

    Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Teil 1 beginnt 1959, Teil 2 erzählt die Geschichte nach einem Sprung um 2 Jahre weiter und Teil 3 endet dann 1964. Hauptsächlich wird die Geschichte von Ray Carney erzählt, der in der bürgerlichen Mittelschicht lebt und versucht, seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Dies erreicht er dadurch, dass er hin und wieder Abstecher in kriminelle Gefilde macht. Sein Cousin Freddie und andere Kleinkriminelle versorgen ihn mit gestohlener Ware, deren Herkunft er nicht hinterfragt und an verschiedene Hehler vermittelt. Das so erwirtschaftete Zusatzeinkommen verwendet er zum Ausbau seines legalen Möbelgeschäfts und um Polizisten und Gangsterbosse zu bezahlen.

    Der Kriminalroman um Carney wird umrahmt von den Rassenunruhen der 60er Jahre und nimmt Bezug auf die Geschichte der Sklaverei und des Rassismus in Amerika. Dies wird auch anhand der Ehefrau von Ray thematisiert, die in einem Reisebüro für Schwarze arbeitet, die vor allem sichere Reiserouten und Unterkünfte im rassistischen Amerika benötigen. So streut Colson Whitehead auch wieder Gesellschaftskritik in seinem Roman ein, der aber diesmal auch mit Witz und Humor ein leichteres Lesevergnügen bereithält. Er beleuchtet die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und zeigt auf, dass einen der Standesdünkel nicht vor Schaden schützen kann.

    Mir hat das Buch sehr gefallen. Ich habe beim Lesen mit Ray mit gefiebert und gerne seine Erfolge und sein Scheitern begleitet. In meinem Kopf lief die Handlung wie auf einer Leinwand ab. Dabei fühlte ich mich an die alten Krimifilme der 60er Jahre erinnert. Teilweise waren die Bilder in meinem Kopf sogar in schwarz-weiß, wenn z. B. Ray mit dem Polizisten im Auto unterwegs ist.

    Ich kann das Buch jedenfalls wärmstens empfehlen. Die Atmosphäre der 60er Jahre in Harlem ist direkt greifbar.

  • Rezension: Der Flussregenpfeifer

    Rezension: Der Flussregenpfeifer

    Infos:

    • Autor: Tobias Friedrich
    • Verlag: C. Bertelsmann
    • Hardcover mit Schutzumschlag
    • 512 Seiten
    • Erschienen: 14. März 2022
    • ISBN: 978-3-570-10433-0

    Klappentext:

    »Tobias Friedrich nimmt uns mit auf eine wahnsinnige, tollkühne Reise. Endlich wieder ein Abenteuerroman!«

    Takis Würger

    Ulm, im Mai 1932: Mit nicht viel mehr als etwas Proviant und dem kühnen Plan, nach Zypern zu paddeln, lässt Oskar Speck sein Faltboot zu Wasser. In sechs Monaten will er zurück sein. Aber alles kommt anders. Gepackt von sportlichem Ehrgeiz, begleitet von Jazzmusik und Mark Twains weisem Witz, gejagt von den Nationalsozialisten, die aus dem Faltbootfahrer einen deutschen Helden machen wollen, fährt der schweigsame Einzelgänger von Zypern aus immer weiter in die Welt. Ohne Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Gili, die sich, wie er, den Widrigkeiten der Zeit entgegenstellen muss. Doch das Schicksal gibt Oskar eine letzte Chance.

    »Der Flussregenpfeifer«, Tobias Friedrichs literarisches Debüt, basiert auf der unglaublichen, aber wahren Geschichte des Hamburgers Oskar Speck, der über sieben Jahre lang mit seinem Faltboot 50.000 Kilometer zurücklegte. So erstaunlich wie dessen Reise ist auch dieser humorvolle, dramatisch wie rasant erzählte Roman um wahre Freundschaft und Freiheitsliebe, starke Frauen und den Zufall als Wegweiser des Lebens.

    »Tobias Friedrichs ›Der Flussregenpfeifer‹ ist eine irre Geschichte, die den großen Abenteuerromanen das Wasser reichen kann.«

    STERN (31. März 2022)
    Hardcover-Buch, links daneben liegt der Schutzumschlag, auf dem eine Zeichnung einen Mann in einem Faltboot auf stürmischer See zu sehen ist.
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Das Buch erzählt spannend und fesselnd die Geschichte von Oskar Speck, der sich in den 1930er Jahren mit seinem Freund und Geschäftspartner eine Wohnung in Hamburg teilt. Die beiden Männer sind pleite und haben Schulden bei einem Geldverleiher. Also kommen die beiden auf die Idee, dass Oskar mit einem Faltboot nach Zypern paddelt, um dort in einer Mine Geld zu verdienen.

    Daraus wird ein abenteuerliches Wettrennen um die halbe Welt, in der Oskar von einem Extrem ins nächste gerät. Dabei lernt er neue Freunde kennen, wird überfallen, erkrankt an Malaria und kommt ganz knapp mit dem Leben davon.

    Zwischendurch konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, wie es weiter geht. Die Reise führt Oskar durch Europa und Asien bis nach Australien, wo er in ein Internierungslager kommt, da mittlerweile Hitler-Deutschland den 2. Weltkrieg begonnen hat.

    Der Roman basiert auf der wahren Geschichte des Oskar Speck, die der Autor anhand seiner Aufzeichnungen, Tagebücher und Briefe recherchiert hat. Dabei ist nicht völlig klar, was tatsächlich passiert ist und was der künstlerischen Freiheit des Autors zu verdanken ist. Der Faszination für diese Geschichte kann es aber nicht schaden.

    Ich finde, der Autor hat die Atmosphäre der damaligen Zeit gut erfasst und wider gegeben. Mich hat es fasziniert, wie Oskar auf seinen Reiseetappen die Kontakte zu Freunden und Familie aufrecht erhalten hat. In einer Zeit, in der es weder Handys und Internet gab und nur wenige Menschen ein Telefon besaßen, war man auf Briefe angewiesen. Ohne vorher zu wissen, wo man zu welcher Zeit sein würde, war es sicher schwierig, Post aus der Heimat zu erhalten. Dadurch wurden die Briefe, die man erhalten hat, sicher besonders wertvoll und kostbare Schätze.

    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Ich bin durch die 500 Seiten zwar nicht geflogen, aber durch die wechselnden Perspektiven und unterschiedlichen Charaktere, denen man im Laufe der Geschichte folgt, kommt keine Langeweile auf. Das liegt sicher auch daran, dass nicht jede Etappe der Reise beschrieben wird. Teilweise gibt es Zeitsprünge von mehreren Monaten oder Jahren. Dies war allerdings für mich manchmal irritierend, da ich nicht sofort wusste, wann und wo in der Geschichte ich mich gerade befand. Aber nach einigen Sätzen löste sich das meist auf und ich war wieder im Lesefluss. Gerade zum Ende steigert sich die Spannung und wird durch kurze Abschnitte, die zwei Protagonisten folgen, geradezu atemlos.

    Fazit:

    Mit diesem Buch hat der Autor ein sehr gutes Debüt geschrieben, das neugierig auf weitere Werke macht.

    Wen die Seitenzahl nicht abschreckt, sollte sich in dieses Abenteuer werfen.

  • Rezension: Sudička

    Rezension: Sudička

    Infos:

    • Verlag: Salomo Publishing
    • Autor: Dieter Kalka
    • Historischer Roman (frühes Mittelalter)
    • Klappenbroschur
    • 320 Seiten
    • Erschienen: Februar 2018
    • ISBN: 978−3−941757−81−3

    Klappentext:

    Sudička, ein Sorbenmädchen, wird vor mehr als eintausend Jahren von drei Männern aus ihrem Slawendorf zwischen Elbe und Saale geraubt und nach Wolin verschleppt. Dem Orakel des dortigen Hohepriesters zufolge soll sie die Auserwählte sein, um die Slawenstämme vor dem Untergang zu retten. Denn nur sie besitze „jednota“, die innere Einheit, die dazu nötig sei.

    So wird Sudička nach zahlreichen Zweifeln und Intrigen Königin von Wolin. Doch kann sie es tatsächlich schaffen, die Stämme zu befrieden und geeint gegen die fränkischen und sächsischen Heere in die Schlacht zu führen?

    Aus meiner Kenntnis entsprechender Literatur handelt es sich um einen der seltenen Versuche, die historischen Wurzeln der slawischen Sorben und ihrer Leidensgeschichte in einer großen Erzählung zu fassen. Kalka schafft durch historische Kenntnis und sprachliche Form den Eindruck, als erzähle er ein Hauptkapitel aus dem Nationalepos.

    Michael Hametner (Autor und Herausgeber, ehem. Literaturredakteur und Moderator bei MDR-Figaro, Initiator des MDR-Literaturwettbewerbs)

    DER Mittelalterroman an sich!

    „Teufel“ Mike Paulenz (Musiker, u. a. „Corvus Corax“, „Tanzwut“)

    Frühestes Mittelalter – fantastisch real. Hier prallen Himmel und Hölle aufeinander.

    Fried Wandel (Erfinder der Mittelalterszene)

    Meine Meinung:

    Ich habe das Buch vor ein paar Jahren bei der Leipziger Buchmesse direkt am Verlagsstand erworben.

    Das Buch sprach mich durch die schöne Gestaltung sowie den Klappentext direkt an und ich konnte nicht widerstehen.

    Jetzt kam ich endlich dazu, den Roman zu lesen und habe den Kauf nicht bereut.

    Zunächst erzählt ein namenloser Ich-Erzähler, er hätte auf einem Basar sehr alte Dokumente in der Hand gehalten, die eine alte Geschichte in mehreren Sprachen erzähle. Von diesen fiktiven Dokumenten bleibt ihm zum Schluss nur ein Fragment, das die Geschichte aus der Sicht eines Arabers erzählt, die er nun mit seinen Worten wiedergebe.

    Ab und zu wird die Sicht des Arabers in „seinen Worten“ wiedergegeben, aber der größte Teil des Textes dreht sich um die Geschichte des Sorbenmädchens, das zunächst brutal aus ihrem Dorf verschleppt wird, um mit einem Anführer der Slawen vermählt zu werden.

    Sie wächst in ihre Rolle hinein und versucht, ihr gerecht zu werden, scheitert aber letztendlich am Gang der Geschichte.

    Die Franken und die Sachsen fallen immer wieder ins Land ein und bedrohen das bisher in kleine Gemeinschaften aufgeteilte Volk der Slawen. Sudička soll das Volk einen und somit den Fortbestand sichern.

    Alter Glaube und Christentum prallen aufeinander und kämpfen um die Vorherrschaft.

    Das Buch hat mir sehr gefallen. Die Sprache ist anfangs gewöhnungsbedürftig, da einige alte Begriffe verwendet werden, die ich nicht so leicht lesen konnte. Das hat meinen Lesefluss ein wenig gebremst. Aber mir gefallen ja viele Sprachen sehr und ich freue mich immer, wenn ich meinen Horizont erweitern kann. Die Bedeutung und Aussprache der Begriffe sind am Ende des Buches erläutert. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sie alphabetisch sortiert sind.

    Fazit:

    Ein faszinierender Einblick in alte Gebräuche und Lebensweisen von Slawen.

    Eine berührende Geschichte um das Schicksal einer jungen Frau und ihres Volkes.

    Sprachlich wunderschön erzählt und historisch durchaus glaubhaft, auch wenn es sich um eine fiktive Erzählung handelt.

    Auch Sagen und Mystik finden ihren Platz in diesem Buch.

    Wenn Euch historische Romane interessieren, könnte Vardø – Nach dem Sturm etwas für Euch sein. Link zur Rezension

  • Rezension: Vardø – Nach dem Sturm

    Rezension: Vardø – Nach dem Sturm

    Infos:

    • Autorin: Kiran Millwood Hargrave
    • gebundenes Buch
    • 430 Seiten
    • Diana Verlag
    • aus dem Englischen von: Carola Fischer

    Klappentext:

    Vardø, Norwegen am Weihnachtsabend 1617. Maren sieht einen plötzlichen, heftigen Sturm über dem Meer aufziehen. Vierzig Fischer, darunter ihr Vater und Bruder, zerschellen an den Felsen. Alle Männer der Insel sind ausgelöscht – und die Frauen von Vardø bleiben allein zurück.

    Drei Jahre später setzt ein unheilvoller Mann seinen Fuß auf die abgelegene Insel. In Schottland hat Absalom Cornet Hexen verbrannt, jetzt soll er auf Vardø für Ordnung sorgen. Ihn begleitet seine junge norwegische Ehefrau. Ursa findet die Autorität ihres Mannes aufregend und hat zugleich Angst davor. Auf Vardø begegnet sie Maren und erkennt in ihr etwas, das sie noch nie zuvor erlebt hat: eine unabhängige Frau. Doch für Absalom ist Vardø nur eins – eine Insel, die von Gott verlassen wurde und die er von teuflischer Sünde befreien muss.

    Meine Meinung:

    Das Buch erzählt durch einen personalen Erzähler aus der Sicht von zwei unterschiedlichen Frauen, die sich am Ende angefreundet haben und sich gemeinsam durch die schwere Zeit helfen.

    Maren kennt nur das Leben auf der Insel Vardo und berichtet von dem plötzlichen Sturm, der die Insel all ihrer Männer beraubt, die vom Fischfang nur noch tot zurück kehren. Die unterschiedlichen Frauen der Insel bemühen sich jede auf ihre Art, den Verlust zu verarbeiten und das Überleben der Gemeinschaft zu sichern.

    Die andere Frau ist Ursa, die in Bergen die Pflege ihrer jüngeren Schwester übernommen hat, nachdem die Mutter bei der Geburt eines weiteren Kindes mit diesem stirbt. Der Vater kommt mit diesem Verlust sehr schwer zurecht und trifft einige schlechte Entscheidungen, die das behagliche Leben in eine finanzielle Schieflage geraten lassen. Da ist es doch gut, dass ein Fremder um die Hand seiner Tochter anhält, um an seinem neuen Arbeitsplatz auf Vardo mit einer Ehefrau einzutreffen. Dieser Teil der Geschichte ist ein wenig bedrückender, da die Rolle der Frau aus Ursas Sicht ungleich schwerer erscheint. Hier zeigt sich auch die Machtlosigkeit der Frauen in einer männerbeherrschten Zeit.

    Maren und die Frauen auf der Insel leben ein paar Jahre mit sehr wenig Kontakt zu anderen Männern. Hin und wieder tauchen Schiffe im Hafen auf, die Handel mit den Frauen treiben, doch der einzige weitere männliche Bewohner der Insel ist der Pastor, der als schwacher Charakter beschrieben wird. So schreibt er an den Lensmann von den Vorkommnissen auf der Insel und dass die Frauen sich  nicht schicklich verhalten, beispielsweise als sie mit dem Boot auf Fischfang gehen. Er streitet dies aber Maren gegenüber ab, als sie ihn direkt darauf anspricht. Die übrigen Männer in dem Buch werden unterschiedlich dargestellt, sind aber mehr oder weniger nur die Nebenfiguren, obwohl sie großen Anteil an den Schicksalen der Frauen haben.

    Das Buch entwickelt nach und nach einen starken Sog, der den Leser an die Handlung fesselt und mit den Frauen mit fiebern lässt. Der Schreibstil ist gut lesbar und kommt mit wenig direkter Rede aus. Die Beschreibungen der Landschaft haben diese vor meinem inneren Auge entstehen lassen. Ich konnte mir die karge Landschaft und die einfachen Lebensverhältnisse sehr gut vorstellen.

    Neid und Missgunst bewirken grauenhafte Taten gegenüber einzelnen, was aber die ganze Gemeinschaft in Mitleidenschaft zieht. Im Buch bleibt offen, wie viele Frauen als Hexen angeklagt und verurteilt werden, das Hauptaugenmerk liegt auf der Geschichte von Maren und Ursa.

    Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, die im Nachwort noch ein wenig näher beleuchtet wird. Mich interessiert das Thema der Hexenverfolgungen sehr und ich werde mich sicher noch näher mit der Geschichte der Insel, die zu Norwegen gehört, beschäftigen.

    Fazit: Lasst Euch ein auf eine Reise nach Norwegen und in das 17. Jahrhundert. Mir hat das Buch sehr gut gefallen!