Text Buchvorstellung

Krimi-Lesung im Kulturtreff Plantage

Am 27. April war ich mal wieder zu einer Lesung im Kulturtreff Plantage.

Die Autorin Dr. Barbara Schlüter hat aus ihrem historischen Kriminalroman Gerächter Zorn vorgelesen und wusste viele spannende Informationen über die Zeit um 1890 in Hannover und die Arbeiterstadt Linden zu erzählen.

Links im Bild steht die Autorin an einem Stehtisch, an ihrer linken Seite steht ein niedriger Tisch, auf dem die Bücher der Autorin und einige Flyer aufgebaut sind.
Link zur Autorenseite

Über die Autorin:

  • Studium Geschichte, Wissenschaft von der Politik, Wirtschaftswissenschaften
  • Sechs Jahre wissenschaftliche Assistentin am Historischen Seminar der Universität Hannover
  • Aussbildung zur Trainerin bei der Trainer-Akademie-München (TAM) in München
  • Aufbaustudium Erwachsenenbildung in Hannover
  • Seit 1980 selbstständige Trainerin
  • Ansätze als Grundlage der Arbeit: Transaktionsanalyse, NLP, Rollenspiel, Inneres Team, Moderation und Coaching

Infos zum Buch:

  • Titel: Gerächter Zorn
  • Taschenbuch, 258 Seiten
  • Zuerst erschienen: 2016
  • Neuauflage: Elvea Verlag 2020
  • ISBN 978-3-946751-80-9

Darum geht es in dem Buch:

Die Verhältnisse in Linden sind katastrophal – arm, dreckig und im Wohnraum völlig beengt geht es in Hannovers benachbartem Industriedorf zu. Es prallen Welten aufeinander, als die Zwillinge Elsa und Emilie aus dem behüteten Hause der von Elßtorffs beschließen, die Arbeit der Diakonisse zu unterstützen, denn die scheint selbst am Ende ihrer Kräfte. Medizinstudent Heinrich von Elßtorff und der „rote Fuchs“ Cord Breuer sind ebenfalls entsetzt über die gesundheitsgefährdenden Bedingungen in den Fabriken. Was können die jungen Leute tun, die die Menschen nicht einfach ihrem Schicksal überlassen wollen? Zunächst verhindern einige glückliche Fügungen Schlimmeres. Ganz zuletzt ist es jedoch einmal mehr an Elsa, beherzt einzugreifen…

Das Buch steht auf einem steinernen Hocker, im Hintergrund eine Häuserreihe, davor das Gebäude des Kulturtreffs.

Ein paar Worte zu meinem Background:

Ein paar meiner Vorfahren stammen aus dem Eichsfeld und sind zum Arbeiten nach Linden gezogen, wie es damals viele Arbeiter taten. Es gibt eine Anekdote über meinen Opa, der in Linden geboren wurde und dort in die grobe Richtung Südosten gehalten wurde, mit den Worten: „In diese Richtung liegt unsere Heimat, das Eichsfeld.“

Deswegen hat mich diese Lesung besonders interessiert. Ich habe mich gefreut, dass meine Mutter mich begleiten konnte, so dass wir uns nach der Lesung auch noch darüber austauschen konnten.

Ein paar geschichtliche Daten:

Zwischen 1852 und 1861 wächst Linden von ca. 5.000 auf ca. 10.000 Einwohner. Dies ist eine Folge der Industrialisierung, die in dieser Zeit in Linden für die Ansiedlung mehrerer Fabriken sorgt. Es entsteht eine Siedlung für Arbeiter, die vor allem aus Rumänien zuwandern, „Klein-Rumänien“ genannt.

Neben der bekannten Fabrik namens Hanomag, die Wohnhäuser für ihre Arbeiter errichten, entsteht unter anderem eine Siedlung für die Arbeiter der Weberei. Die Textilindustrie ist zeitweise der wichtigste Wirtschaftszweig Lindens. Heute erinnert die Bettfedernfabrik daran, die mittlerweile als Veranstaltungsort genutzt wird.

Es werden Bahnhöfe errichtet, Fischerhof und ein Güterbahnhof am Küchengarten.

1875 hat Linden bereits 21.000 Einwohner und die Wohnungsnot ist groß. Teilweise vermieten Menschen ihre Betten an Schlafgänger, die stundenweise in den tagsüber nicht genutzten Betten schlafen. Die hygienischen Zustände sind prekär und aus heutiger Sicht kaum vorstellbar.

1885 wird Linden städtisch, bekommt einen Bürgermeister, hat 25.000 Einwohner und 69 Straßen, die nur zum Teil kanalisiert sind. Viele Straßennamen erinnern heute noch an die damalige Industriestandorte.

1895, die Zeit, zu der etwa die Romane von Dr. Schlüter spielen, sind ca. 80 % der fast 36.000 Einwohner Arbeiter.

Zurück zur Lesung:

Hauptthema der Lesung war nicht nur der fiktive Kriminalfall, aus dem die Autorin einige Abschnitte vorlas, sondern auch die Arbeits-, Wohn- und Lebensbedingungen der Arbeiter zur damaligen Zeit. Vor allem das Leben der Frauen liegt der Autorin am Herzen, so dass sie ihren Fokus auf die Frauen in allen Schichten der damaligen Zeit legt.

Die Lebensumstände der Zeit hat die Autorin anhand vieler Quellen recherchiert und in ihre fiktiven Romane eingearbeitet. In ihrem Kurzgeschichten-Buch „Ausgerechnet zum Feiertag“ ist der Besuch des Kaisers in Hannover ein Teil der Handlung.

Besonders der fehlende Gesundheitsschutz in den Fabriken ist ein Thema im vorgestellten Roman. Das hat mich sehr gefesselt.

Ich habe mir das Buch Gerächter Zorn gekauft und signieren lassen. Aber die übrigen Bücher stehen jetzt auf meiner Wunschliste, da ich diese auf jeden Fall auch noch lesen und tiefer in die Geschichte meiner Heimat eintauchen möchte. Ich finde das ganze Thema einfach super faszinierend, so wie es auch die Lesung und die daran anschließend entstehende Diskussion war: sehr interessant und auch lehrreich. Auch habe ich der Autorin sehr gerne zugehört, die so spannend aus der Geschichte erzählen konnte.

Quelle eines Teils der Geschichte Lindens: Punkt Linden

weitere Links zu besuchten Lesungen:

Lesung Atemlos in Hannover

Lesung und Diskussion Schwestern

Lesung Die Geschichte der Frau

Buchvorstellung Feindbild Frau

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