Buchvorstellung: Mathilda

Beitragsbild Buchvorstellung

Infos:

  • Autorin: Mary Shelley
  • Übersetzung: Stefan Weidle
  • Zusätzliche Texte: Mit einem Nachwort von Stefan Weidle
  • Verlag: Pendragon Verlag Bielefeld
  • Preis: € 22,00
  • Format: Hardcover, 196 Seiten
  • ISBN: 978-3-86532-870-0
  • Erschienen am: 26.02.2025

Klappentext:

Die junge Mathilda wächst nach dem Tod ihrer Mutter einsam und ohne Zuwendung auf. Erst als ihr Vater aus seinem selbst auferlegten Exil zurückkehrt, wagt sie, auf Glück zu hoffen. Doch nach wenigen gemeinsamen Wochen legt sich ein Schatten über die Beziehung der beiden, und Mathilda droht in einen noch tieferen Abgrund zu stürzen …

Mary Shelley schrieb mit »Frankenstein« einen wegweisenden Roman der Schwarzen Romantik. Auch in dem nachfolgenden Werk »Mathilda«, das erst über hundert Jahre später posthum veröffentlicht wurde, verarbeitete sie Themen wie Obsession, Empfindsamkeit und die Erhabenheit der Natur.

Link zum Buch

Lesung und Gespräch am Stand des Literatur-Rats NRW am letzten Messetag

Leere Sessel stehen auf einem Podest, dahinter ein großer Bildschirm mit der Ankündigung des Programmpunktes. Seitlich im Bild steht das Buch auf einem Tisch vor einem aufgeklappten Laptop.

Das Gespräch

Am letzten Messetag bin ich bei der Buchvorstellung zu dem Buch Mathilda von Mary Shelley gewesen. Die Autorin schrieb das Buch nachdem sie zwei ihrer Kinder im Kleinkindalter verloren hatte und noch in tiefer Trauer darüber war. Dies merkt man der Geschichte an. Generell ist Mary Shelley als Erfinderin der Gothic Novel bekannt. Also den düsteren, romantischen Titeln mit Horrorelementen.

Das Gespräch führte Günther Butkus, der Verlagsleiter des Pendragon Verlags aus Bielefeld, bei dem das Buch erschienen ist, mit dem Übersetzer Stefan Weidle, der früher selbst als Verleger tätig war. Seine Frau Barbara Weidle las zwischendurch einen Abschnitt aus dem Buch vor, der mir sehr gefallen hat und mir definitiv Lust darauf gemacht hat, das Buch zu lesen. Vielleicht ja mit meinem Lesekreis.

Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)
Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)

Wie sich der Übersetzer auf die Arbeit mit dem Buch vorbereitete

Stefan Weidle las unter anderem die Wahlverwandtschaften von Goethe, um sich auf die Sprache der Zeit um 1819 einzustellen. Außerdem kann er die Frankenstein-Übersetzung von Alexander Pechmann und die Mary Shelley Roman-Biografie von Barbara Sichtermann empfehlen.

Er betonte, dass Mary Shelley stets sagte, dass sie nicht die Vorlage für ihre Protagonist:innen war.

„I did not make myself the heroine of my tales.“

Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)
Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)

Die Autorin und ihre Zeit

Mary Godwin war die Tochter der Feministin und Schriftstellerin Mary Wollstonecraft, die kurz nach ihrer Geburt starb. Ihr Vater William Godwin war Philosoph und sorgte für eine umfassende Bildung seiner Töchter. So sprach Mary Shelley Italienisch und lebte mit ihrem späteren Mann eine Zeitlang in Italien, wo sie auch zum Beispiel Texte von Dante übersetzte.

In ihrem Umfeld gab es einige Selbstmorde. Zwei ihrer Kinder starben früh, was sie in schwere Depressionen stürzte. Dies spiegelt sich auch in ihren Geschichten. Ihre Texte sind sprachlich von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Teilweise nutzt sie eine karge Sprache. Sie hat den starren Blick einer Depressiven, den man nur schreiben kann, wenn man selbst depressiv ist.

Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)
Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)

Ein paar Worte zu Mathilda

Die Geschichte entstand zu der Zeit, als ihre Kinder starben. Wie Mary selbst, wächst die Protagonistin ohne Mutter auf. Das Buch selbst erschien erst 1959 posthum, über 100 Jahre nach dem Tod der Autorin. Das Manuskript wurde ihm Nachlass ihres Vaters gefunden.

Im Originalmanuskript hat Mary Shelley Hinweise auf literarische Werke anderer Autor:innen ihrer Zeit eingestreut. Dies war durchaus üblich und galt als Hommage. Dies hat der Übersetzer mit aktuelleren Zitaten aus der deutschen Literatur eingebaut, da die heutigen Leser:innen die Zitate von damals nicht erkennen würden.

In der Geschichte geht es auch um Inzest, ein Mode-Thema der damaligen Zeit. Dieser ist die Wurzel des Elends von Mathilda, die der Leidenschaft des Vaters ausgesetzt ist, der in ihr die verstorbene Mutter sieht. Er war nach dem Tod der Mutter lange abwesend und nach der Rückkehr ziehen sie nach Schottland, wo er sie jedoch nach einigen Wochen wieder verlässt. Mathilda gibt sich daran die Schuld.

Stefan Weidle schilderte im Gespräch eine Verfolgungsszene des Buches derart bildhaft, dass ich spätestens dann beschloss, dass ich das Buch unbedingt lesen muss. Seid Ihr auch neugierig geworden?

Weiterführend:

Meine Rezension zu einem Roman über Mary Shelley findet Ihr unter diesem Link. Ich hätte Stefan Weidle gerne gefragt, ob er dieses Buch kennt und wie er es fand, aber mir fiel die Autorin leider nicht ein.

Buchvorstellung Für immer von Maja Lunde

Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)
Verlagsleiter Günther Butkus, Übersetzer Stefan Weidle und Barbara Weidle (Lesung)

Über den Verlag (Auszug)

Seit seiner Gründung 1981 hat sich der Pendragon Verlag stetig weiterentwickelt und ist dabei doch immer seinen Wurzeln treu geblieben. Besonders im Fokus stehen hier Romane, die verschiedene Epochen und Orte der deutschen Geschichte thematisieren.

Doch nicht nur die deutsche Geschichte findet Repräsentation, sondern auch spannende Werke aus anderen Kulturen stehen bei Pendragon im Fokus.

Mit Stephen Crane hat außerdem einer der ganz großen Autoren Amerikas bei Pendragon ein Zuhause gefunden. Viele seiner Werke erschienen als deutsche Erstübersetzungen beim Verlag.

Doch nicht nur die Prosa ist im Verlag gut aufgehoben, sondern auch Lyrik findet sich im Programm. In die magische Welt der Worte entführt Lina Atfah, deren arabische Gedichte in zwei Gedichtbänden kunstvoll auf Deutsch übersetzt wurden. Auch Hellmuth Opitz schreibt in seinen Werken mit poetischen Worten Bilder.

Pendragon ist ein kleiner Verlag mit großer Vielfalt, der übrigens 2020 und 2022 den Deutschen Verlagspreis erhielt.

Der Verlag führt auch einen Blog, den ihr unter diesem Link finden könnt.

Frühjahrstitel vom Pendragon Verlag mit Mathilda von Mary Shelley
Link zum Verlag

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