Schlagwort: Rassismus

  • Rezension: Harlem Shuffle

    Rezension: Harlem Shuffle

    Infos:

    • Autor: Colson Whitehead
    • Verlag: btb
    • Originialverlag: Hanser
    • Aus dem Amerikanischen von: Nikolaus Stingl
    • Taschenbuch, Broschur, 384 Seiten
    • ISBN: 978-3-442-77201-8
    • Erschienen am 11. Mai 2023

    Klappentext:

    Im schillernden Harlem der sechziger Jahre, wo Gangster und Zuhälter, Hochstapler und Schießwütige die Strippen ziehen, versucht ein Mann aus einfachen Verhältnissen so ehrlich wie möglich aufzusteigen. Doch nach kleineren Gaunereien steht er plötzlich mit Raubgut aus einem Luxushotel alleine da. Polizei und Gangster tauchen in seinem Einrichtungsladen auf und nach und nach zieht sich die Schlinge um seinen Kopf immer fester.
    Der mitreißende Roman des zweifachen Pulitzer-Preisträgers Colson Whitehead ist Familiensaga, Soziographie und Ganovenstück, vor allem aber eine Liebeserklärung an New Yorks berühmtestes Viertel.

    • »Hat alles, was einen guten Roman ausmacht … ihr Tempo aber hat sich die Geschichte vom Kino geborgt.«
    • »Intimer, burlesker, schneller, böser, auch humorvoller als die Vorgängerromane und belegt einmal mehr, dass dieser Autor aus jedem Werk etwas neues machen will.«
    • »Harlem Shuffle ist weit mehr als ein Kriminalroman – es ist ein Buch über Amerika im Umbruch.«
    • »Großes Kino … Der vielleicht größte Trumpf von Harlem Shuffle ist Whiteheads Fähigkeit, Atmosphäre zu erzeugen.«
    • »Whitehead porträtiert in seinem wundervollen neuen Roman das Harlem der sechziger Jahre. … gleichermaßen unterhaltsam wie Gesellschaftsstudie und Zeitporträt. «
    • »Grandios unterhaltsam und humorvoll … Harlem Shuffle ist leicht und geht doch tief unter die Haut.«
    • »Ein großer Spaß! Colson Whitehead spielt mit dem Krimi-Genre so lässig wie ein Jazzvirtuose mit einem Broadway-Schlager … ein zeitloses Sittengemälde Amerikas.«
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Von Colson Whitehead habe ich bereits Underground Railroad gelesen. Da mir das Buch gefallen hat, habe ich mich sehr gefreut, als mir der Verlag Harlem Shuffle als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Meine Rezension zu Underground Railroad findet Ihr hier.

    Nun aber zu meiner Meinung zu Harlem Shuffle.

    Underground Railroad erzählt die Geschichte des gleichnamigen Fluchtnetzwerkes, das die Sklaven in den Vereinigten Staaten aufgebaut hatten, spielt aber mit fantastischen Einflüssen.

    Bei Harlem Shuffle spielt der Autor gekonnt mit dem Image des Harlems der 1960er Jahre. Dabei verwendet er eine direkte und fesselnde Sprache, die ein atmosphärisches Sittengemälde der damaligen Zeit bildet.

    Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt. Teil 1 beginnt 1959, Teil 2 erzählt die Geschichte nach einem Sprung um 2 Jahre weiter und Teil 3 endet dann 1964. Hauptsächlich wird die Geschichte von Ray Carney erzählt, der in der bürgerlichen Mittelschicht lebt und versucht, seiner Familie ein gutes Leben zu ermöglichen. Dies erreicht er dadurch, dass er hin und wieder Abstecher in kriminelle Gefilde macht. Sein Cousin Freddie und andere Kleinkriminelle versorgen ihn mit gestohlener Ware, deren Herkunft er nicht hinterfragt und an verschiedene Hehler vermittelt. Das so erwirtschaftete Zusatzeinkommen verwendet er zum Ausbau seines legalen Möbelgeschäfts und um Polizisten und Gangsterbosse zu bezahlen.

    Der Kriminalroman um Carney wird umrahmt von den Rassenunruhen der 60er Jahre und nimmt Bezug auf die Geschichte der Sklaverei und des Rassismus in Amerika. Dies wird auch anhand der Ehefrau von Ray thematisiert, die in einem Reisebüro für Schwarze arbeitet, die vor allem sichere Reiserouten und Unterkünfte im rassistischen Amerika benötigen. So streut Colson Whitehead auch wieder Gesellschaftskritik in seinem Roman ein, der aber diesmal auch mit Witz und Humor ein leichteres Lesevergnügen bereithält. Er beleuchtet die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und zeigt auf, dass einen der Standesdünkel nicht vor Schaden schützen kann.

    Mir hat das Buch sehr gefallen. Ich habe beim Lesen mit Ray mit gefiebert und gerne seine Erfolge und sein Scheitern begleitet. In meinem Kopf lief die Handlung wie auf einer Leinwand ab. Dabei fühlte ich mich an die alten Krimifilme der 60er Jahre erinnert. Teilweise waren die Bilder in meinem Kopf sogar in schwarz-weiß, wenn z. B. Ray mit dem Polizisten im Auto unterwegs ist.

    Ich kann das Buch jedenfalls wärmstens empfehlen. Die Atmosphäre der 60er Jahre in Harlem ist direkt greifbar.