Ihr werdet feststellen, dass niemand in diesem kurzen Text einen Namen hat. Die Herren haben sie mir bisher noch nicht verraten..
Gedankenverloren rührte der junge Magier in seinem Kakao. Er schreckte hoch und stellte fest, dass das dunkle Getränk fast schon eiskalt war. Er legte die Hand um seinen Becher, und augenblicklich begann das Getränk zu dampfen und einen aromatischen Duft zu verströmen. Er nahm einen Schluck und verbrühte sich fast die Zunge dabei. Er grinste leicht und blies dann behutsam in den Becher. Heute war er mit den Gedanken nicht bei der Sache.
Sein Meister klang so geheimnisvoll, als er ihn los geschickt hatte, um in dem Gasthaus einfach nur zu sitzen und zu warten. Er wusste nicht worauf und war gespannt, wie lange er wohl hier sitzen würde, bis etwas passierte.
Er saß nun schon eine ganze Weile in der schummrigen Ecke, die so gut wie gar nicht vom Licht erreicht wurde, das durch die wenigen Fenster in das Gasthaus schien. Die einzige Beleuchtung waren einige Kerzenleuchter, die um ein kleines Podest aufgereiht waren. Das ganze sah stark nach einer Bühne aus. Aber es stand nichts weiter darauf, als ein kleines Holzkästchen, das in der Mitte des Podestes stand.
(geschrieben am 2.10.2007)
Er saß gerade da, wo selbst Magier von Zeit zu Zeit zu Fuß hingehen mussten. Er sah sich um, da er ja im Moment nicht viel anderes zu tun hatte.
Durch ein kleines Loch in der Wand konnte er nach draußen blicken und sah ein kleines Stück vom Himmel. Es kam Bewegung hinein, und er dachte erst: So windig ist es doch gar nicht, warum bewegen sich dann die Wolken so schnell?
Aber dann stockte ihm der Atem. Da oben zogen dutzende Drachen vorbei! Was hatte diese sonst so ruhigen und stolzen Wesen dazu bewogen so dahin zu hetzen? Er wartete auf die Schreie der Menschen auf den Straßen, aber offenbar hatte niemand diese ungewöhnlichen Aktivitäten am morgendlichen Himmel bemerkt.
(geschrieben am 7.12.2007)
Mit einem Mal wurde ihm klar, dass dies das Ereignis war, worauf ihn sein Meister zu warten geheißen hatte! Er sollte in diesem Gasthaus niemanden treffen!
Die Drachen hatten es augenscheinlich sehr eilig und flogen alle in dieselbe Richtung. Was hatte das zu bedeuten?
So bequem es in diesem Gasthaus die letzten Tage gewesen war – heißer Kakao, interessante Gäste, ein weiches Bett zum Schlafen, regelmäßige Mahlzeiten – die Zeit des Wartens war nun vorüber! Der junge Magier wusste nun, was er zu tun hatte: Er würde die gleiche Richtung wie die Drachen einschlagen, um heraus zu finden, was sie zu ihrer Eile bewogen hatte.
Doch was in dieser Richtung auf seinem Weg lag, würde keinen Spaß bedeuten …
Die beiden Gaukler, die am Vorabend noch auf der kleinen Bühne des Gasthauses ihre Späße gemacht hatten, saßen vor einem dürftigen Frühstück in der Nähe der Bühne und besprachen das Programm des kommenden Abends. Gut, in diesem Schankraum stand eigentlich jeder Tisch in der Nähe der Bühne, aber der Tisch, an dem die beiden Spaßmacher saßen, stand doch noch eine Holzdiele näher an der Bühne als die übrigen Tische, so dass sie diesen tagsüber zu ihrem Stammplatz erkoren hatten.
Ihr kleines Holzkästchen stand wie immer in der Mitte der Bühne. Man brauchte als Besitzer nicht sonderlich darauf achtgeben. Jeder, der bisher so dumm gewesen war, es entwenden zu wollen, hatte es anschließend bitter bereut. Beobachter solcher Szenen entwickelten einen gesunden Respekt vor den Besitzern des Kästchens und eine gewisse Schadenfreude für den erfolglosen Dieb desselben.
Momentan diskutierten die beiden harmlos aussehenden Buntröcke ausgiebig darüber, wer von ihnen am Abend ihre Vorstellung beginnen dürfe, als die Tür zum Gasthaus aufgeworfen wurde und der junge Magier, der ihnen am Vorabend begeistert applaudiert hatte, herein stürmte, die Treppe mit wenigen Sätzen herauf sprang und um die Ecke verschwand. Kurz darauf hörte man aus seinem Zimmer einige Geräusche, die klangen, als würde eine Menge Gepäck quer durch den Raum geworfen. Verdutzt sahen sich die Gaukler an.
Im oberen Stockwerk geschahen unterdessen erstaunliche Dinge. Große Gepäckstücke flogen aus allen Ecken des Zimmers zu einem kleinen Rucksack, der mühelos all diese offensichtlich nicht zu großen Gegenstände in seinen Tiefen verschwinden ließ. Unterdessen wusch sich der Magier Gesicht und Hände, trocknete sich ab, und zog sich fertig an. Seine Lederstiefel schnürte er fest, damit sie ihn beim Gehen nicht wund scheuerten. So richtig eingelaufen hatte er sie noch nicht, da sein Meister sie ihm erst kurz vor Antritt seiner Reise zur Verfügung gestellt hatte. Blasen an den Füßen fand selbst ein Magier nicht lustig. Und seine Salbe, die wahre Wunder bei Verletzungen bewirken konnte, wollte er nicht verschwenderisch benutzen.
Soeben war sein Gepäck fertig im Rucksack verstaut und er schnürte ihn fest zu. Dieser Rucksack konnte unersättlich sein, wenn man ihn nicht daran hinderte, sich selbst zu füllen… jede Magie hat ihre guten und schlechten Seiten, und man musste verstehen, mit ihr umzugehen.
Ein letzter Blick durchs Zimmer bestätigte ihm, dass er nichts vergessen hatte, und auch nicht aus Versehen zu viel eingepackt hatte. Er schwang den Rucksack auf seinen Rücken und kehrte diesem Zimmer für lange Zeit den Rücken. Es hatte ihm in den letzten Nächten gute Träume beschert und er hatte jede Nacht einen erholsamen Schlaf gehabt. So ausgeruht, fühlte er sich in der Lage, die nächste noch unbekannte Etappe seiner Reise in Angriff zu nehmen.
Geschwind ging er die Treppe hinunter in den Schankraum, um dem Wirt die Rechnung für seinen Aufenthalt zu begleichen. Hoffentlich dauerte es nicht so lange! Zu seinem Verdruss war der Wirt gerade nicht hinter seinem Tresen und er konnte ihn auch in der Küche nicht entdecken. Also setzte er sich an den Tresen, um auf seine Rückkehr zu warten. Schließlich konnte er nicht lange fort bleiben. Sicher kamen gleich die nächsten Gäste, um sich ihr Frühmahl servieren zu lassen. Bis auf die beiden Gaukler war noch niemand im Schankraum. Als er vor einigen Minuten herein gelaufen war, waren die Gaukler noch in ein Gespräch vertieft, aber nun sahen sie ihn unverwandt an.
Sie begannen zu flüstern und dabei immer wieder auf ihn zu zeigen. Das kam ihm nun doch etwas merkwürdig vor. Gestern Abend hatte ihm ihr Auftritt außerordentlich gut gefallen, so dass er nicht nur den meisten Applaus aller Anwesenden gespendet hatte, sondern die beiden nach ihrem Auftritt noch eingeladen hatte, mit ihm zusammen einen Kräutertee zu trinken. Dieser Einladung waren sie gerne nachgekommen, da ihre Stimmbänder doch arg angestrengt waren von ihrem Gesang und den Zoten, die sie zwischen den Liedern zum Besten gegeben hatten.
Sie waren gestern erst in dem Gasthaus angekommen, und mit dem Wirt überein gekommen, einige Abende auf der kleinen Bühne aufzutreten, und dafür Speis und Trank und ein Zimmer für die Nacht zu erhalten.
Zunächst dachte der Magier, dass er auf diese beiden Schelme gewartet hatte, aber in ihrem Gespräch nach dem Auftritt schien sich diese Vermutung nicht zu bestätigen. Nun ließen ihre Blicke aber anderes vermuten. Langsam ging er hinüber an ihren Tisch und setzte sich wortlos grüßend zu ihnen.
„Warum plötzlich diese Eile?“, fragte ihn der jüngere der beiden Gaukler.
Was konnte er ihnen erzählen? Waren sie vertrauenswürdig?
„Nun, ich saß soeben draußen auf dem Abort, als ich durch ein Loch in der Wand am Himmel ein unerklärliches Geschehen beobachten konnte. Ich möchte dem auf den Grund gehen, und beabsichtige aufzubrechen, sobald ich die Rechnung beim Wirt beglichen habe.“
Fragend sahen die Gaukler ihn an.
„Was kann denn am Himmel schon passieren, außer einem plötzlichen Wetterumschwung oder einer alten Hexe, die ihren Besen spazieren fliegt?“
Warum soll ich es ihnen nicht sagen? Was können zwei so harmlose Possenreisser schon machen?
Die Stimme senkend, obwohl sonst niemand im Raum war, fuhr er fort: „Drachen! Dutzende Drachen flogen in großer Eile westwärts! Ich möchte heraus finden, was es dort gibt, dass diese sonst so ruhigen Wesen derart aus der Fassung bringt!“
Mit großen Augen folgten die beiden Gaukler seinen Worten.
„Wir kommen mit!“ rief der ältere der beiden aus und nickend stimmte der jüngere ihm zu.
Verwundert hielt der Magier inne. Er sah sich die beiden nun genau an. Anscheinend verbarg ihr ulkiges Äußeres noch etwas tief Verborgenes, was ihm bisher nicht aufgefallen war.
„Warum eigentlich nicht. Gesellschaft auf einer Reise kann doch nicht schaden!“ freute er sich nun.
„Wir gehen schnell unsere Sachen packen. Dann können wir los!“ Voller Vorfreude auf ein noch unbekanntes Abenteuer machten sich die beiden Gaukler auf den Weg in ihr Zimmer und waren Minuten später schon zurück.
Endlich traf auch der Wirt wieder ein. Er war zwar nicht erbaut, dass die Gaukler auch schon aufbrachen, aber Reisende soll man ja nicht aufhalten. Er gab der kleinen Reisegruppe noch üppigen Reiseproviant mit, und sah sie mit einem Segen auf den Lippen nach Westen ziehen.
(geschrieben am 26.1.2011)
Nach einem ereignislosen Tag auf der langgezogenen Straße, suchten sich die drei Wanderer einen geeigneten Platz, um dort zu rasten und die Nacht zu verbringen.
Die Landschaft bestand aus Feldern und Wiesen, unterbrochen durch kleine Baumgruppen und Büsche am Wegesrand. Am Rande eines kleinen Hügels zog sich ein Wäldchen an einem Bachlauf entlang. Jetzt im Frühsommer konnten die Nächte noch ziemlich kühl werden, und je näher man den Bergen kam, desto kühler wurde es abends.
Während sie noch Ausschau nach einer geschützten Stelle in der Nähe des Baches hielten, sammelten die Gaukler nach und nach etwas Feuerholz zusammen. Der Magier ging ein paar Meter entfernt und hielt nach einem Kaninchen oder einem ordentlichen Wildfasan Ausschau. Der kalte Braten vom Wirt würde sich noch einen Tag länger halten, und alle drei waren sich einig gewesen, dass nach diesem doch recht anstrengenden Tag etwas Frisches den Abend verschönern könnte.
Ein leises Rascheln in einem nahen Busch riss den Magier aus seinen Gedanken und ließ ihn abrupt inne halten. Er bedeutete den Gauklern, ruhig zu sein und schlich sich langsam an und hob den kurzen Knüppel, den er sich für die Jagd gesucht hatte, langsam an, um damit der Beute eins überzuziehen.
(geschrieben am 27.11.2014)