Der verfluchte Nebel

Dieser verfluchte Nebel war einfach unerträglich. Man konnte die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Wer hatte eigentlich diesen verflixten Zauber ausgesprochen, der jeglichem Sonnenstrahl den Weg zur Erde unmöglich machte?

Der alte Gaul, auf dem er saß, ging gesenkten Kopfes durchs hüfthohe Gras und seine Füße, die am Körper des Pferdes herunter hingen, waren schon völlig durchnässt vom Tau.

Wieso gab es auf der ganzen Welt eigentlich nur noch diese alten klapprigen Zossen? Es gab so einiges, das mittlerweile zu bemängeln war an dieser Welt, aber noch immer keinen Anhaltspunkt, wie das alles passieren konnte.

Der junge Magier stierte gedankenverloren vor sich hin und verfluchte den Tag, an dem sein Lehrmeister ihn auf die Suche geschickt hatte, um herauszufinden, wer für den furchtbar schlecht ausgeführten Verdunkelungszauber verantwortlich war.

Das konnte nur jemand gewesen sein, der zu viele Harry Potter Geschichten gelesen hatte. Wer wäre so dämlich, statt immerwährender Dunkelheit, diesen klatschnassen Nebel heraufzubeschwören?!

Mit der Dunkelheit hätte er sich ja noch anfreunden können. Man konnte sich darin wunderbar verbergen und herum schleichen, ohne jemandem aufzufallen. Aber in einer Nebelwand, die einfach überall war, konnte es passieren, dass man unversehens gegen jemanden stieß, der genau so planlos herum stolperte, weil man nicht mal hören konnte, dass da noch jemand ging. Dieser Nebel verschluckte einfach alle Geräusche oder verzerrte sie ins Unheimliche. Ganz zu schweigen davon, dass man kaum die eigene Hand vor Augen erkennen konnte!

Mit der Orientierung war es auch nicht zum Besten bestellt. Wo war er hier eigentlich genau? Es war wohl mal wieder an der Zeit, die magische Landkarte hervor zu holen, die ihm bisher gute Dienste geleistet hatte. Wenn er nicht vergaß, regelmäßig seinen Standort zu prüfen, konnte er sich nicht zu sehr verirren. Leider war er schon ein paar Mal auf dem Rücken des greisen Pferdes eingeschlafen, so dass dieses einfach stumpf irgendwo hin ging und sie bereits mehrfach meilenweit vom Weg abgekommen waren. Zeit für eine Pause.

Er zog an den Zügeln und der Gaul blieb fast sofort stehen. Da sie allerdings die ganze Zeit nicht besonders schnell gewesen waren, fiel kaum ein Unterschied zur vorherigen Bewegung auf. Der Magier ließ sich langsam vom Rücken gleiten, nur um gleich darauf bis über die Knie in einer Pfütze zu versinken. Großartig! Das fehlte noch. Die Nässe kroch langsam an seinen Beinkleidern hoch und er fing an, vor Kälte zu zittern. Um wieder trocken zu werden, müsste er ein Feuer entzünden. Da aber weit und breit kein Baum zu erkennen war und rundherum alles vor Nässe tropfte, würde es eine Weile dauern, bis er ein Feuer in Gang bringen konnte. Selbst für ein magisches Feuer fehlte ihm die notwendige Energie. Fluchend zog er den Gaul am Zügel, um aus der Senke heraus zu kommen, in der die große Pfütze sich gebildet hatte.


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