Kategorie: Rezension

  • Rezension: Der Wald und der Fluss

    Rezension: Der Wald und der Fluss

    Infos:

    • Untertitel: Über Anselm Kiefer und seine Kunst
    • Autor: Karl Ove Knausgård
    • Luchterhand Verlag
    • Aus dem Norwegischen von Paul Berf
    • Originaltitel: Skogen og elva. Om Anselm Kiefer og kunsten hans
    • Originalverlag: Forlaget Oktober
    • Hardcover, Pappband mit Schutzumschlag
    • 192 Seiten
    • vierfarbige Abbildungen
    • ISBN: 978-3-630-87655-9
    • Erschienen am  01. November 2023

    Klappentext:

    Es gibt Menschen, die auf solche Weise bekannt sind, dass man niemals damit rechnet, ihnen zu begegnen, sie scheinen in einer anderen Welt zu existieren.

    Karl Ove Knausgård ist dem Künstler Anselm Kiefer an vielen Orten auf der Welt begegnet, unter anderem in Donaueschingen, seinem Geburtsort, und in dem gigantischen Atelier Kiefers in Paris, in dem er lebt und arbeitet. Er hat mit Kiefer über seine Kunst gesprochen, getrieben vom Wunsch und dem Bemühen, zu verstehen, was diese Kunst bei uns bewirkt, wenn wir sie betrachten, und woraus sie ihre Inspiration bezieht. Wie können Bilder ohne Menschen aufgeladen sein mit dem Menschlichen? Wie kann eine leere Landschaft aufgeladen sein mit Geschichte? Wie sieht sie eigentlich aus, die Beziehung zwischen der Kunst und dem Künstler? Und wer ist Anselm Kiefer?

    »Das schmale Buch, das Knausgård jetzt veröffentlicht, handelt von dem Versuch, sich Kiefer zu nähern, ihn zu verstehen: den Künstler als Menschen, aber auch seine Kunst – und nicht nur seine Kunst, sondern auch die Kunst schlechthin.«

    Thomas Steinfeld / Süddeutsche Zeitung (13. November 2023)
    Wald Fluss Kiefer Knausgård
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Ich habe mich bisher nicht mit dem Werk von Anselm Kiefer beschäftigt. Auch wusste ich bisher fast nichts über den Künstler selbst. Daher fand ich, dass ich meine Wissenslücke mal füllen sollte. Und warum nicht mit dem Buch von Karl Ove Knausgård anfangen? 192 Seiten sind keine abschreckend hohe Seitenzahl. Und aus meinem Lesekreis hörte ich bereits, dass die Bücher des Autoren sehr lesenswert seien. Auch hier war ich bisher noch völlig unwissend, da ich zwar bereits Bücher von Knausgård zu Hause liegen, aber sie noch nicht gelesen habe.

    Ich habe mich daher sehr gefreut, als mir der Verlag freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

    Knausgård hat über Kiefer keinen langweiligen Lebenslauf und kein trockenes Sachbuch geschrieben. Vielmehr schildert er chronologisch und in leicht lesbarer Sprache seine verschiedenen Begegnungen mit dem Künstler in seinem Atelier bei Paris, bei Ehrungen und Ausstellungseröffnungen. Dabei lässt er nebenbei noch einiges aus dem Leben des Künstlers einfließen. Er gibt Gespräche wider und beschreibt seine Eindrücke, die er über mehrere Jahre gesammelt hat. Das macht er so bildhaft, dass ich mir vorkam, als wäre ich dabei gewesen und hätte alles mit eigenen Augen gesehen.

    Bei der Lektüre des Buches lernt man so nicht nur den Künstler Kiefer kennen, sondern auch ein wenig über Knausgård und seine Beziehung zur Kunst.

    Mich hat das Buch fasziniert und ich hätte mir gerne sofort eine Ausstellung von Anselm Kiefers Werken angesehen. Leider ist da gerade keine in für mich erreichbarer Nähe, so dass ich auf die wirklich schönen Illustrationen und Fotos in dem Buch angewiesen bin. Aber auch die zeigen nur einen ganz geringen Ausschnitt, des offenbar imposanten Lebens und Schaffens Kiefers.

    Auch habe ich jetzt wirklich Lust, eines der Bücher von Knausgård zu lesen, die bei mir noch ungelesen liegen. Was ich bisher so gehört habe, passt dieses kleine Büchlein bestens in die Reihe seiner übrigen Bücher, da es auch hier immer wieder um Knausgård selbst geht, sein Denken, Empfinden und seine Erfahrungen bei Begegnungen mit anderen Menschen.

    Ich denke, das Buch eignet sich bestens, um sich an den Schreibstil von Knausgård und das Leben von Anselm Kiefer anzunähern. Es ist also auch für Neulinge in beiden Bereichen sehr gut lesbar.

    Weitere Bücher, die sich mit Kunst und Geschichte beschäftigen:

  • Rezension: Frauen und Töchter

    Rezension: Frauen und Töchter

    Infos:

    • Autorin: Elizabeth Gaskell
    • Übersetzerin: Andrea Ott
    • S. Fischer Verlag
    • Taschenbuch
    • 864 Seiten
    • Erschienen: 21. November 2013

    Klappentext:

    In England beliebt und kanonisiert, hierzulande noch ein Geheimtipp: die Autorin Elizabeth Gaskell

    Gesellschaftliche Erwartungen und Verpflichtungen, Klassenunterschiede und Standesdünkel: Elizabeth Gaskell beschreibt das englische Landleben mit einem ausgeprägten Sinn für die kleinen Dramen des Alltags. Das Lieben, Verloben und Heiraten im Bannkreis sozialer Normen nimmt sie mit feiner Ironie in den Blick und steht der großen Jane Austen dabei in nichts nach. So zeichnet sie mit ›Frauen und Töchter‹ ein lebendiges Sittenbild des 19. Jahrhunderts, das als ihr bestes Werk gilt.

    Mit einem ausführlichen Nachwort.

    Mit Daten zu Leben und Werk.

    Das Buch steht neben einer Blumen-Postkarte, davor liegt eine getrocknete Rose, daneben steht ein kleiner Alice im Wunderland Eierbecher, der wie eine Teetasse aussieht. In der Untertasse liegt ein kleiner silberner Löffel. Rechts davon steht die DVD der Miniserie Wives and Daughters am Bildrand.
Frauen Töchter Roman
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Ich habe dieses Buch schon ein paar Jahre im Regal stehen, aber konnte mich bisher nicht dazu aufraffen, die über 800 Seiten in Angriff zu nehmen. Ich hatte mal nach Verfilmungen von Jane Austen Romanen gesucht und bin dabei auf die Miniserie Wives and Daughters und die Verfilmung des Romans North and South gestoßen. So kam es, dass ich mir auch das Buch Frauen und Töchter kaufte, da mein Interesse geweckt war.

    Jetzt hatte ich einfach Lust, mal wieder einen Klassiker zu lesen und griff zu Frauen und Töchter, das im Original Wives and Daughters heißt, was also eher mit Ehefrauen und Töchter übersetzt werden müsste. Denn um diese geht es in diesem Buch hauptsächlich.

    Hintergrund:

    Über dieses Buch sollte man wissen, dass die Autorin 1865 starb, bevor sie den Roman beenden konnte. Die Geschichte wurde als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift veröffentlicht und der Herausgeber des Cornhill Magazine schrieb damals selbst ein Ende für den Roman und veröffentlichte es in der Zeitschrift, was aber später ohne dieses letzte Kapitel in Buchform publiziert wurde.

    Ich könnte weinen, weil Mrs. Gaskell gestorben ist, bevor sie das Buch zu Ende schreiben konnte! Die Geschichte ist zwar zuletzt so weit voran geschritten, dass man sich vorstellen kann, wie es ausgehen könnte, aber wie gerne hätte ich den Schluss dieses großartigen Romans aus der Feder der Autorin gelesen! Zu schade, dass sie ihn nicht mehr beenden konnte! Ich werde also ganz bald die Miniserie schauen, da dort ein passendes Ende geschaffen wurde. Die Autorin hatte wohl noch zwei weitere Kapitel geplant und den Inhalt bereits skizziert.

    Mehr zum Inhalt:

    Dieses Buch ist voller Witz, Ironie und Charme und steht den Büchern der anderen Autorinnen aus dem 19. Jahrhundert in nichts nach.

    Elizabeth Gaskell hat die Handlung im frühen 19. Jahrhundert angesiedelt, eine Zeit, die sie selbst als Kind und junge Frau erlebt hat. Dies schimmert immer wieder durch, da sie als auktoriale Erzählerin ab und zu gesellschaftliche und technische Entwicklungen erwähnt, die während der Handlung des Romans noch im Entstehen oder noch nicht vollzogen waren.

    Die Hauptfigur in diesem Roman ist Molly Gibson, deren Mutter früh gestorben ist. Ihr Vater heiratet wieder, wodurch nicht nur eine Stiefmutter, sondern auch eine etwa gleichaltrige Stiefschwester in die Familie kommen. Hinzu kommt eine Adelsfamilie, ein Gutsbesitzer mit seinen Söhnen und verschiedene Dorfbewohner und Verwandte aus London. Meisterhaft beschreibt die Autorin die Beziehungen der Personen untereinander in den verschiedensten Paarungen. So hat sie gegensätzliche Charaktere einander gegenüber gestellt, die sich teilweise ergänzen und teilweise in Konflikte miteinander geraten. Mitunter gerät Molly in ihrem Heimatdorf in die Kritik der Bewohner, da sie sich vermeintlich nicht standesgemäß bzw. schicklich verhält. Bis zur Auflösung des Skandals muss die Protagonistin einiges erdulden.

    Elizabeth Gaskell schafft eine bildhafte Atmosphäre, so dass man sich die beschriebenen Orte und Personen wunderbar vorstellen kann und sich mitten im Geschehen wähnt. So kommt das Ende des Romans, wiewohl ein Happy End bereits absehbar ist, dann doch ziemlich abrupt und reißt die geneigte Leserschaft kurzerhand aus dem wohligen Zugehörigkeitsgefühl, das sich während der Lektüre aufbaut. Vor allem, da sich die Handlung bereits auf das erwartbare Ende zuspitzt und zum Höhepunkt entwickelt.

    Ich hoffe, das Ende der Verfilmung kann mein wundes Herz ein wenig heilen.

    Das Nachwort ergänzt um einige erklärende Details zum Roman und verbindet diesen mit verschiedenen Lebensstationen der Autorin, die zusätzlich in einem Lebenslauf angehängt sind.

    Fazit:

    Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die gerne in die Welt von Jane Austen und die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts abtauchen. Wer sich nicht scheut, etwas altmodische Sprache und die Ansichten und Gesellschaftsformen dieser Zeit und mehr als 500 Seiten zu lesen, kann unbesorgt zu diesem über 800 Seiten starken Werk greifen. Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung!

    Das Buch steht (mit dem Klappentext nach vorne) neben einer Blumen-Postkarte, davor liegt eine getrocknete Rose, daneben steht ein kleiner Alice im Wunderland Eierbecher. Es ist ein Teil der DVD am Bildrand zu sehen.

    Weitere Rezensionen zu Büchern aus dem oder über das 19. Jahrhundert:

  • Rezension: Clara und die Poesie des Lebens

    Rezension: Clara und die Poesie des Lebens

    Infos:

    • Autor: Stéphane Carlier
    • Aus dem Französischen von Lina Robertz
    • Verlag: C. Bertelsmann
    • Originaltitel: Clara lit Proust
    • Originalverlag: Gallimard, Paris 2022
    • Hardcover mit Schutzumschlag
    • 208 Seiten
    • 7 farbige Abbildungen
    • ISBN: 978-3-570-10542-9
    • Erschienen am  15. November 2023
    Das Buch liegt umgeben von Dekoration auf einer einfarbigen Unterlage. In dem Buch geht es um eine französische Friseurin, die ihre Liebe zu Marcel Proust und der Kunst entdeckt.
Poesie, Proust, französischer Roman
    Link zum Buch

    Klappentext:

    Manchmal liegt deine ganze Welt in einem einzigen Buch …

    Claras Leben verläuft Tag für Tag in denselben Bahnen. Als Friseurin in einem kleinen, altmodischen Salon irgendwo in Frankreich hört sie sich geduldig die Geschichten ihrer Kundinnen und ihrer chronisch unzufriedenen Chefin Madame Habib an. Zu Hause verbringt sie geruhsame Abende auf der Couch mit ihrem Freund und ihrer Katze, die sich partout nicht streicheln lassen will. Doch dann vergisst eines Tages ein Fremder, dem sie gerade die Haare geschnitten hat, sein Buch im Salon. Marcel Proust. Clara, die eigentlich überhaupt nichts mit Literatur am Hut hat, beginnt zu blättern, liest, liest weiter … bis zur letzten Seite. Und sie merkt, dass dieser Proust, diese Geschichte etwas in ihr auslöst, dass nach dieser Lektüre in ihrem Leben nichts mehr so sein wird wie vorher …

    „Proust … Noch vor nicht allzu langer Zeit war das für sie ein fast schon mythischer Name, geheimnisvoll und exotisch wie manche Orte – Capri, Sankt Petersburg – wo man niemals gehofft hatte, auch nur einen Fuß hin zu setzen.“

    Wunderschön illustriert und edel ausgestattet: Das ideale Geschenk für alle Sinnsuchenden und Literaturliebhaber!

    Das Buch liegt umgeben von Dekoration auf einer einfarbigen Unterlage. In dem Buch geht es um eine französische Friseurin, die ihre Liebe zu Marcel Proust und der Kunst entdeckt.
Poesie, Proust, französischer Roman

    Meine Meinung:

    Ich habe mal wieder auf der Verlagsseite gestöbert und mich direkt in das Cover verliebt. Freundlicherweise wurde mir dann auch noch ein Exemplar zum Rezensieren zur Verfügung gestellt, obwohl das Buch bereits im November erschienen ist. Dies hat meine Meinung allerdings nicht beeinflusst.

    Die Geschichte erzählt von der Entwicklung der jungen Frau Clara, die in einem Friseursalon arbeitet und der sich durch die Entdeckung Marcel Prousts und seines Werkes eine neue Welt und ein anderer Blick auf ihr Leben öffnet.

    Das Buch liest sich in einem Rutsch durch. Es ist bildhaft und leicht lesbar und passt in jede Handtasche. Außerdem macht es neugierig auf das Werk von Marcel Proust, das die Protagonistin durch Zufall zu lesen beginnt und nach einem etwas schwierigen Start nicht mehr aus der Hand legen kann. Sie liest nächtelang und verpasst sogar ihre Haltestelle, weil sie das Buch so fesselt! Sogar Spaziergänge mit ihren Eltern und ihrem Freund umgeht sie mit Ausreden, nur um ganz in Ruhe weiterlesen zu können. (Irgendwie habe ich mich da direkt selbst erkannt.)

    Das Erzähltempo ist ruhig und durchaus fesselnd. Die Protagonisten fand ich sympathisch.

    Durch die kurzen Kapitel kann man das Buch auch mal nur kurz zur Hand nehmen, wenn man gerade nicht viel Zeit zum Lesen hat. Unterteilt ist das Buch in 4 Abschnitte. Der vierte Abschnitt ist ein kurzer Epilog, der kurz anklingen lässt, wie sich Claras Leben weiter entwickelt hat. Ohne diesen Epilog hätte die Geschichte allerdings auch ein rundes und schlüssiges Ende gehabt und Raum für die Fantasie des Lesenden gelassen.

    Besonders zauberhaft finde ich die Illustrationen.

    Ich bin jetzt auch neugierig auf die Bücher von Marcel Proust. Allerdings schreckt es mich doch ein wenig ab, dass die im Buch genannte Reihe über 5.000 Seiten (!) hat.

    Ich war auch der Ansicht, dass ich bereits etwas von Marcel Proust gelesen hatte und habe in meinen Bücherregalen nach einem Buch gesucht, aber dann fiel mir ein, dass ich es von einer Dame aus dem Lesekreis ausgeliehen hatte. Und der Autor hieß Marcel Pagnol. Naja, nah dran.

    Bei Gelegenheit werde ich mich mal näher mit Marcel Proust befassen. Danke für den Anreiz, Monsieur Carlier!

    Fazit:

    Ich werde das Buch in meinem Lesekreis empfehlen. Durch die ansprechende Optik eignet es sich auch besonders als Geschenk für Bücherliebhaber*innen.

    Das Buch liegt umgeben von Dekoration auf einer einfarbigen Unterlage. In dem Buch geht es um eine französische Friseurin, die ihre Liebe zu Marcel Proust und der Kunst entdeckt.
Poesie, Proust, französischer Roman

    Weitere Rezensionen:

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  • Rezension: Betrug

    Rezension: Betrug

    Infos:

    • Titel: Betrug
    • Autorin: Zadie Smith
    • Originaltitel: The Fraud – A novel
    • Aus dem Englischen von Tanja Handels
    • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    • Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag, 528 Seiten
    • ISBN: 978-3-462-00544-8
    • Erschienen: 02. November 2023

    Klappentext:

    Die gefeierte Bestsellerautorin Zadie Smith überrascht mit einem literarischen historischen Roman, der sich um einen der bekanntesten Gerichtsfälle Englands dreht: Der Tichborne-Fall, der Arm gegen Reich aufwiegelte.

    London 1873. Mrs. Eliza Touchet ist die schottische Haushälterin und angeheiratete Cousine des einstmals erfolgreichen Schriftstellers William Ainsworth. Eliza ist aufgeweckt und kritisch. Sie zweifelt daran, dass Ainsworth Talent hat. Und sie fürchtet, dass England ein Land der Fassaden ist, in dem nichts so ist, wie es scheint. 

    Mit ihrer Schwägerin besucht sie die Gerichtsverhandlungen des Tichborne-Falls, in der ein ungehobelter Mann behauptet, der seit zehn Jahren verschollene Sohn der reichen Lady Tichborne zu sein. Andrew Bogle, ehemaliger Sklave aus Jamaika, ist einer der Hauptzeugen des Prozesses. Eliza und Bogle kommen ins Gespräch und der Wahrheit näher. Doch wessen Wahrheit zählt?

    Basierend auf realen historischen Ereignissen ist »Betrug« ein schillernder Roman über Wahrheit und Fiktion, Jamaika und Großbritannien, Betrug und Authentizität und das Geheimnis des Andersseins.

    Auf dem Buchcover, das in Blau- und Gelbtönen gehalten ist, sieht man zwei Männer und verschiedene Teelöffel.
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Ich habe das Buch als Rezensionsexemplar beim Verlag angefragt, weil mich das Cover sofort angesprochen hat. Auch der Klappentext machte mich neugierig und ich habe mich sehr gefreut, als der Verlag mir ein Buch zur Verfügung stellte. Dies beeinflusst meine Meinung allerdings nicht.

    Die Erzählung liest sich zunächst wie bei Jane Austen und anderen Autor:innen der Zeit als Familiengeschichte, die in einem begrenzten Rahmen spielt, geht aber bald darüber hinaus und beleuchtet auch die Geschichten weiterer Protagonisten. Dabei fließt die Handlung zwischen der Gegenwart rund um Mrs. Touchet und ihrem Leben als Haushälterin bei einem Schriftsteller, ihrem angeheirateten Cousin, der seine erfolgreichsten Bücher vor langer Zeit geschrieben hat, und verschiedenen Figuren, die mit der Gerichtsverhandlung um den Betrugsfall zusammen hängen. Außerdem wechselt die Handlung zu Geschehnissen der Vergangenheit, die etwa 30 Jahre zurück liegt. Dabei folgt man in den 1830er Jahren Mrs. Touchet als junger Witwe und reist mit dem Sklaven Bogle aus den Kolonien nach England.

    Die Autorin schafft es, mich mit ihrer, der Zeit angemessenen, Sprache zu fesseln und erzeugt in mir Bilder einer vergangenen Epoche. Man wirft einen Blick auf verschiedene Gesellschaftsschichten und ihre Sichtweisen. Die Protagonisten sind teilweise bekannte Figuren der Geschichte, teilweise kommt auch das „einfache Volk“ zu Wort. Der Roman ist vielschichtig und originell, aber manchmal auch ein wenig ausschweifend. Aber das macht den Reiz dieses Buches aus. Man kann es nicht mal eben so weg lesen, sondern muss eine gewisse Aufmerksamkeit aufbringen.

    Die Autorin baut Themen wie Menschenrechte, Kolonialismus, Frauenrechte und Rassismus in eine faszinierende Geschichte ein. Man kann viele Parallelen zur heutigen Zeit finden, fühlt sich aber dennoch gut unterhalten. Gerade die unterschiedlichen Zeitebenen und die teils sehr kurzen Kapitel sorgen für Abwechslung und Spannung.

    Ich werde von Zadie Smith sicher noch weitere Bücher lesen. Sie hat bereits gefeierte zeitgenössische Romane veröffentlicht und ist mit Betrug einem historischen Gerichtsfall nachgegangen, der schon zu seiner Zeit für Aufsehen sorgte und der Beweis dafür ist, dass Populismus und Fake-News keine neuzeitliche Erfindung sind.

    Einige Kritiker schreiben, dass die Autorin in diesem Buch sprachliche Schwächen zeigt, die allerdings an der gewählten Zeit liegen, in der sie selbst nicht verhaftet ist. Daher bin ich gespannt, wie mir ihre früheren Werke gefallen mögen. Da ich diese bisher nicht kenne, kann ich bisher keine Vergleiche ziehen. Betrug gefällt mir sehr gut.

    Eine weitere Rezension, die im viktorianischen England spielt:

    Miss Elizas englische Küche

  • Rezension: Moorland

    Rezension: Moorland

    Infos:

    • Titel: Moorland – Plädoyer für eine gefährdete Landschaft
    • Autorin: Annie Proulx
    • Originaltitel: FEN, BOG, & SWAMP. A short History of Peatland destruction and its Role in the climate crisis
    • Originalverlag: Simon & Schuster, New York
    • Aus dem Amerikanischen von Thomas Gunkel
    • Hardcover, Pappband, 256 Seiten, 4 s/w Abbildungen
    • ISBN: 978-3-630-87726-6
    • Erschienen am  11. Oktober 2023

    Klappentext:

    Pulitzer-Preisträgerin Annie Proulx über die Schönheit und Gefährdung eines einzigartigen Ökosystems. – »Bestes Buch des Jahres.«
    The New Yorker

    Pulitzer-Preisträgerin und passionierte Umweltschützerin Annie Proulx erzählt von der Schönheit und Magie der Moorlandschaften – und von der Gefährdung dieses unterschätzten, aber einzigartigen Ökosystems. Sie begibt sich auf eine faszinierende Reise in die Torfmoore Englands, in die endlos weiten Feuchtgebiete an der kanadischen Hudson Bay, die schwarzen Wasser der sibirischen Wassjuganje und in die heißen Sümpfe Floridas. »Moorland« ist ein mitreißend erzähltes, leidenschaftliches Plädoyer für den Kampf gegen den Klimawandel. »Ein bestechend schönes, kluges Buch, das Ihnen die Augen öffnen wird.« The Telegraph

    Heute möchte ich ein Buch empfehlen, in dem es um die Sümpfe, Moore und Feuchtgebiete der Welt geht: Moorland von Annie Proulx. Das Buch ist in einem dunklen Grau mit weißer und gelber Schrift. Es ist eine Moorlandschaft angedeutet.
    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Wer denkt bei Mooren nicht an Der Knabe im Moor von Annette von Droste-Hülshoff? (Was, Du kennst es nicht? Dann folge gerne diesem Link.)

    Moore sind in der allgemeinen Vorstellung düstere, unheimliche Orte, in denen einen Geräusche und Lichter in die Irre führen können.

    Aber nach der Lektüre des Buches muss ich auch an die Vielfalt und den fruchtbaren Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen denken, der leider an sehr vielen Orten bereits durch landwirtschaftliche oder gewerbliche Bebauung zerstört wurde.

    Heute möchte ich ein Buch empfehlen, in dem es um die Sümpfe, Moore und Feuchtgebiete der Welt geht: Moorland von Annie Proulx. Das Buch ist in einem dunklen Grau mit weißer und gelber Schrift. Es ist eine Moorlandschaft angedeutet.

    Annie Proulx beschreibt in ihrem Buch einen umfassenden Überblick über die weltweiten verschiedenen Moorlandschaften und Feuchtgebiete. Dabei schlägt sie einen Bogen über die Archäologie, Ökologie, Biologie und Literatur.

    Das Buch ist grob in drei Abschnitte unterteilt: Nieder-, Hoch- und Waldmoore. Dabei überschneiden sich die verschiedenen Landschaftsformen in den Kapiteln, so wie sie auch in der Natur oft eng verwoben sind.

    Die Autorin hat versucht, möglichst wenig wissenschaftliche Ausdrücke zu verwenden, um den LeserInnen die Lektüre verständlich und leichter zugänglich zu machen. Trotzdem gelingt es ihr, viel Wissenswertes und Lehrreiches in dieser Essaysammlung näherzubringen.

    Am Ende gibt es noch einen Abschnitt mit einigen Erläuterungen und Quellenangaben.

    Fazit:

    Ein unbedingt lesenswertes und wunderbares Buch, das ich sehr empfehlen kann.

    Die bildhafte Sprache und der eindringliche Ton wecken in mir den Wunsch, noch möglichst viele Moore kennen zu lernen und zu bereisen. Gleichzeitig hoffe ich, dass Renaturierung und Erhalt der Feuchtgebiete weltweit gelingen.

    Weitere Rezensionen von mir:

  • Rezension: Innehalten, Masche halten

    Rezension: Innehalten, Masche halten

    Infos:

    • Wie Stricken unsere Seele wärmt – Ein inspirierendes Buch zum Wohlfühlen und Verschenken.
    • Originaltitel: Det blå garnet
    • Autorin: Karin Erlandsson
    • Deutsche Erstausgabe
    • Übersetzt von Holger Wolandt, Lotta Rüegger
    • Blanvalet Verlag
    • Erschienen: September 2023  
    • 176 Seiten

    Klappentext:

    Eine inspirierende Geschichte zum Wohlfühlen – nicht nur in der kalten Jahreszeit.

    Stricken ist eine uralte Kunst, mit der man nicht nur wunderbare Kleidungsstücke schaffen, sondern auch die Welt verändern kann. Denn gerade in Zeiten, in denen die Welt ins Wanken gerät, bringt uns die Beschäftigung mit der Wolle, den Mustern und den Nadeln dazu, innezuhalten und die innere Balance wiederzufinden. In diesem ganz persönlichen Memoir erzählt Karin Erlandsson ihre eigene Strickgeschichte und darüber hinaus, wie wichtig das Thema von seinen Anfängen bis hin zur Gegenwart ist. Denn: Frauen, die stricken, veränderten schon immer die Welt – und ihren eigenen Lebensweg. Nachahmung dringend empfohlen!

    Link zum Buch

    Meine Meinung:

    Das Buch liegt auf einem persönlichen Brief der Autorin, dabei liegen die Anleitung und die Wolle mit der Stricknadel.

    Ich habe das Buch beim Stöbern im Bloggerportal entdeckt und konnte einfach nicht anders. Als einigermaßen geübte Strickerin musste ich dieses Buch einfach anfragen. Und stellt Euch die Überraschung vor, als das Paket ankam und darin nicht nur das Buch enthalten war!

    Vielmehr hat das Team vom Bloggerportal sogar ein Knäuel Wolle, eine Rundstricknadel sowie eine Anleitung zum Stricken einer Buchhülle beigelegt!

    Ich habe mich sehr darüber gefreut!

    Leider bin ich keine so schnelle Strickerin, so dass ich das Ergebnis, also die fertig gestrickte Buchhülle nachreichen werden muss. Ich hoffe, ich bekomme es hin. Aber Übung macht die Meisterstrickerin. 😉

    Das Buch liegt neben der angefangenen Strickarbeit, die etwas unsauber gearbeitet scheint.

    Das Buch bietet einen interessanten und abwechslungsreichen Überblick über die Geschichte des Handarbeitens, insbesondere über das Stricken. Dabei bettet die Autorin die Statistiken und Fakten in anekdotische Erzählungen über ihr Leben als Autorin und Strickerin ein und erzählt von blauer Wolle, die sie für einen Pullover gekauft hat, aber den sie lange nicht beginnt. Zum Ende erfährt man dann, ob sie den Pullover überhaupt beendet hat.

    Teilweise berichtet sie aus ihrer Kindheit und was sie im Zusammenhang mit Wolle und Stricken in ihrem Leben bereits erlebt hat, erzählt aber auch von Familienmitgliedern und Freunden.

    Dabei fesselt sie durch berührende und humorvolle Anekdoten. Ihr Schreibstil ist bildhaft und gut lesbar.

    Ich hätte aber gerne ab und zu ein Bild von den durchaus gut vorstellbar beschriebenen Strickstücken gesehen. Nicht alles, was beschrieben wurde und was ich im Internet dann gesucht habe, konnte ich finden. Durch eine Bebilderung wäre das Buch absolut noch aufgewertet worden.

    Fazit:

    Eine kurzweilige Lektüre, die mit vielen interessanten Fakten aufwartet und Interesse an der weiteren Beschäftigung mit der Thematik weckt.

    Das Buch wird in die Höhe gehalten. Im Hintergrund stehen Schafe auf einer von Büschen bestandenen Wiese.
    Einige Bobbel als dekorativer Hintergrund zum Buchpaket.

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