Infos:
- Autor: Benjamin Wood
- Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence
- Verlag: Dumont Buchverlag
- Originaltitel: Seascraper
- Originalverlag: Viking, Penguin Random House UK, London
- Format: Gebunden in Strukturpapier mit Goldprägung, farbigem Vorsatzpapier und Lesebändchen
- ISBN: 978-3-7558-0061-3
- Erscheinung: 15.07.2025
Klappentext:
Ein Mann und das Meer
Longferry, England, Sechzigerjahre. Thomas Flett ist Anfang zwanzig und lebt mit seiner Mutter in ärmlichen Verhältnissen. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Die Schule hat er abgebrochen, er verdingt sich als Krabbenfischer: ein Handwerk, das ihn sein Großvater gelehrt hat. Niemand kennt das Meer und seine Gezeiten so gut wie Thomas. Früh am Morgen bei Niedrigwasser fährt er mit Pferd und Kutsche los, um sich den Unterhalt für den Tag zu verdienen, ein Leben von der Hand in den Mund. Heimlich lernt er Gitarre spielen und träumt von Joan, der Schwester seines besten Freundes. Aber für Träume ist kein Platz in Longferry.
Als der amerikanische Regisseur Edgar Acheson in der Stadt eintrifft, wird Thomas’ vermeintlich einfaches Leben erschüttert. Er bekommt eine Ahnung von der großen, weiten Welt, davon, was da draußen auf ihn warten könnte, und schließt Freundschaft mit dem Mann, der in jeder Hinsicht anders ist als er. Ein Funke in ihm ist entzündet – aber nichts ist so, wie es scheint. Nur eines ist sicher: Am nächsten Morgen bei Niedrigwasser wird Thomas wieder dem Ruf des Meeres folgen.
Mit „Der Krabbenfischer“ steht Benjamin Wood auf der Longlist für den renommierten Booker Prize 2025.

Meine Meinung:
Ich freue mich sehr, dass der Roman auf der Longlist für den Booker Prize 2025 steht! Ich bin gespannt, ob er auch auf die Shortlist kommt. Diese wird am 23. September bekannt gegeben.
In der Reado-App habe ich eine Bewertung gesehen, in der das Buch als langweilig beschrieben wird. Aber das finde ich absolut nicht. Es ist keine romantische Komödie mit spicy content und amourösen Verwicklungen. Es ist auch kein blutiger Thriller oder humorvoller Krimi. Aber das alles habe ich auch gar nicht erwartet, als ich den Klappentext gelesen habe. Der und auch das Cover haben mich sehr neugierig auf die Geschichte gemacht und so fragte ich das Buch beim Verlag an. Vielen Dank für das Rezensionsexemplar. Meine Meinung beeinflusst dies aber nicht.

Über das Buch
Die Geschichte handelt von einem jungen Mann, der in den 1960er Jahren für den Lebensunterhalt für sich und seine Mutter tagtäglich ins Watt fährt, um dort dem mühsamen Handwerk des Krabbenfischers nachzugehen. Diese Arbeit hat ihm sein Großvater mehr oder weniger vererbt. Eigentlich wollte Thomas nur seinem Großvater nebenbei helfen und trotzdem weiter zur Schule gehen. Dieses Vorhaben zerschlägt sich allerdings, als sein Großvater, der Vater seiner Mutter, unerwartet stirbt. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als selbst Tag für Tag das Pferd anzuschirren und mit dem Karren aufs Watt zu fahren.
Dieser Tätigkeit geht er schon einige Jahre nach, als unvermutet ein Fremder im Dorf auftaucht, der ihn als ortskundigen und erfahrenen Wattführer anheuert. Zunächst sträubt Thomas sich, da er mit seiner Arbeit kaum über die Runden kommt und das Vorhaben für keine gute Idee hält. Doch dann sagt er zu, da er und seine Mutter das zusätzliche Geld gut gebrauchen können.
Ich mochte den Schreibstil, der bildhaft und fesselnd ist, so dass ich nur so durch die Seiten geflogen bin. Es ist eine leise Geschichte voller Atmosphäre und Schönheit. Zwischendurch wird es für Thomas und seinen rätselhaften Begleiter sogar lebensgefährlich, gelangweilt hat mich das Buch also in keiner Weise. Ich wurde sogar von einer skurrilen Sequenz überrascht, die eine traumhafte Note hat.
Durchgehend aus Thomas‘ Sicht erzählt, vermittelt der Roman die tiefen Gefühle und Sehnsüchte des Protagonisten und lässt seine Zweifel und Gedanken über das harte Leben eines Krabbenfischers greifbar werden. Die zwischendurch aufschimmernde Hoffnungslosigkeit über die Sinnlosigkeit des Daseins, die Thomas erfasst, wird durch die Hoffnung auf ein besseres Leben immer wieder erhellt.
Fazit:
Besonders schön fand ich die Verbindung zu dem Liedtext, den Thomas schreibt und habe mir auch das Lied angehört, das auf der Seite des Autors verlinkt ist. Ein wundervolles Gesamtpaket wird einem hier also geboten. Die Poesie der Geschichte, die sich an dem Rhythmus der Gezeiten orientiert und kunstvoll mit der Melodie des Liedes verwebt. Zusätzlich gibt es im Buch auch die Übersetzung zum Liedtext.











